- Mit Holzfeuern, Briketts und Frostkerzen haben Bündner Winzer in den vergangenen zwei Jahren gegen den Spätfrost angekämpft.
- Um zu erfahren, was solche Massnahmen bringen, wurden Messungen durchgeführt.
- Die Resultate zeigen: Mit Hilfe von Frostkerzen kann die Temperatur im Rebberg um maximal ein Grad erhöht werden.
- Hersteller und Lieferanten zeigen sich gegenüber dem Test skeptisch.
«Das ist sehr ernüchternd und enttäuschend», sagt der Bündner Rebbaukommissär Hans Jüstrich. Er und auch die Hersteller der Frostkerzen seien davon ausgegangen, dass die Temperatur in den Rebbergen um mehr als die beim Test gemessenen 0.5 bis ein Grad gesteigert werden könnten.
Die durchgeführten Tests zeigen: Mit Hilfe von Frostkerzen kann die Temperatur im Rebberg um maximal ein Grad erhöht werden. Wie es auf Anfrage beim Amt für Natur und Umwelt heisst, werden die Resultate der durchgeführten Tests nicht bewertet. Nur so viel: Wenn in einer Frostnacht minus fünf Grad gemessen werden und man mit den Frostkerzen die Temperatur auf minus vier Grad erhöhen kann, habe man nicht viel erreicht. Die Winzer seien gut beraten, sich eine Kosten-Nutzen-Rechnung gut zu überlegen.
Skepsis bei Hersteller und Lieferanten
Mit den Resultaten des Feldversuches konfrontiert, sagen sowohl Hersteller als auch Lieferanten der Frostkerzen, sie hätten keine Details zum Test und könnten ihn darum auch nicht bewerten. Die Schweizer Herstellerfirma Balthasar AG aus dem Kanton Luzern schreibt auf Anfrage:
Die Lage der Einsatzfläche hat einen grossen Einfluss auf die Wirksamkeit und Menge der Frostkerzen. Aus diesem Grund ist eine gute Planung des Einsatzes von Frostkerzen unabdingbar.
Will heissen, wenn die Reben in einer kalten Senke stehen oder am Hang, oder wenn eine Biese geht, haben die Kerzen unterschiedliche Wirkungen. Das könnte auch beim Test eine Rolle gespielt haben.
Praxis spricht gegen Bündner Test
Christian Baumgartner, der für die Landi schon seit Jahren Frostkerzen importiert und verkauft, zeigt sich erstaunt über die Resultate der Tests: «Ich kenne Beispiele, wo in zwei direkt benachbarten Rebbergen ein Winzer dank der Kerzen ernten konnte, sein Nachbar aber einen fast kompletten Ernteausfall hatte.» Er sei gespannt auf die Testresultate und werde sie auch mit internationalen Studien vergleichen.