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Kampf den Gesundheitskosten Aarburg setzt auf Privat-Spitex: Warum ist das günstiger?

Die Gemeinde Aarburg hat der öffentlichen Spitex-Organisation gekündigt. Ab 2018 übernimmt eine private Firma.

Der Gemeinderat von Aarburg beauftragt die Spitex Lindenpark aus Oftringen mit den Spitex-Dienstleistungen in der Gemeinde. Dank diesem privaten Anbieter könne man im Vergleich zur öffentlichen Spitex die Kosten um rund 50 Prozent senken – auf 250'000 Franken pro Jahr.

Wieso arbeitet eine private Spitex so viel günstiger? Der Geschäftsführer des Alterszentrums Lindenhof in Oftringen, zu dem die private Spitex gehört, ist überzeugt davon, dass auch andere Gemeinden Geld sparen könnten. Er empfiehlt dem Kanton Aargau auch eine grundsätzliche Neuerung.

Krankenschwester bei alter Frau
Legende: Private Spitex-Anbieter bedrängen die öffentlichen Organisationen: Aarburg setzt jetzt auf eine private Firma. Colourbox

SRF: Sie können Ihre Dienste doch nur so günstig anbieten, weil sie billigeres Personal haben und damit weniger gut qualifizierte Leute im Einsatz?

Zur Person

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Ralph Bürge ist Geschäftsführer des Alterszentrums Lindenhof Oftringen (AZL). Das Alterszentrum betreibt 81 Betten, aber auch «paramedizinische» Angebote wie Podologie oder Atemtherapie. Zudem betreibt das Alterszentrum eine private Spitex-Organisation und eine Kindertagesstätte.

Ralph Bürge: Diese These muss ja kommen. Ich weise sie aber aufs Schärfste zurück. Auch eine private Spitex untersteht der kantonalen Gesetzgebung.

Wir haben zusätzlich den Vorteil, dass wir auf den Personalpool der ganzen Stiftung zugreifen können, da haben wir Fachspezialisten zur Hand. Wir erhalten deshalb von umliegenden Spitex-Organisationen sogar «Spezialfälle» zur Betreuung, weil dort die Kapazitäten fehlen.

Also: Wir sind top aufgestellt und es gibt keine Dumpinglöhne bei uns.

Gut, beim Personal sparen Sie also nicht. Dann liefern Sie aber nicht das gleiche Angebot? Sind nicht 24 Stunden lang im Dienst?

Auch das kann ich widerlegen. Wir sind jederzeit telefonisch erreichbar.

Noch eine These: Sie können dieses «Dumping-Angebot» für die Gemeinde Aarburg nur machen, weil sie ein Alterszentrum im Rücken haben und mit den Erträgen daraus die Spitex «quersubventionieren»?

Man weiss, dass die Pflege defizitär ist. Die Spitex aber ist es nicht, die ist selbsttragend. Wir können wirtschaftlich arbeiten, mit unserem Angebot des betreuten Wohnens zusammen. Dadurch können wir unseren Personalpool sehr gut ausnutzen.

Es ist einfach schwer zu glauben, dass Sie alles gleich machen und trotzdem günstiger sind. Dann also die Frage: Wo geschäften Sie besser als die öffentliche Spitex?

Wir arbeiten als private Spitex auch für Berner Kunden und haben dadurch das Berner Abrechnungsmodell. Dieses Modell ist aus meiner Sicht das beste Modell, sauber und transparent.

Wir haben das jetzt mit Aarburg so gemacht. Wir haben die Stunden in dieses Berner Modell übertragen und so den Preis erhalten, den wir jetzt mit der Gemeinde abgemacht haben.

Sie sprechen jetzt von Stunden. Aber die reine Pflegestunde wird ja überall zum gleichen Preis vergütet. Wo sind Sie also wirtschaftlicher mit diesem Berner Modell als die bisherige Spitex in Aarburg mit dem Aargauer Modell?

Die Aargauer Gemeinden gewähren in der Regel eine Defizitgarantie. Dadurch sind die öffentlichen Spitex-Organisationen nicht unbedingt gehalten, besonders wirtschaftlich zu arbeiten.

Wir haben zudem den Vorteil, dass wir dank dem betreuten Wohnen unser Personal effizienter einsetzen können, einen «Wirkungsgrad» von 70 Prozent wirtschaftlichen Stunden hinkriegen im Minimum. Diesen Vorteil haben andere Spitex-Organisationen auch nicht.

Sie haben also keine Defizitgarantie, drehen jeden Franken um. Während öffentliche Spitex-Organisationen auch mal eine Person mehr einstellen können, auch wenn diese vielleicht nicht voll ausgelastet ist. Ist das der entscheidende Unterschied?

Das ist sicher der entscheidende Unterschied, das ist so.

Müsste man also im Aargau das Berner Modell einführen? Dann würden ja alle Aargauer Gemeinden Geld sparen?

Ja, das wäre super, wenn der Aargau das endlich machen würde und die Gemeindeammänner-Vereinigung endlich darauf einsteigen würde.

Haben Sie es den Gemeindeammännern denn einmal erklärt?

Ich habe dieses Modell schon einigen Leuten gezeigt. Aber private Spitex-Organisationen werden ja nicht nur im Aargau, sondern in der ganzen Schweiz etwas an die Wand gedrückt. Es heisst, die wollen wir eigentlich gar nicht. Also man berücksichtigt uns gar nicht so wirklich bisher.

Das Gespräch führte Stefan Ulrich.

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