Leïa ist 11 Jahre alt, geht in die 5./6. Klasse in Rüttenen und will Lehrerin werden. Am Montag besucht sie mit ihren Schulkameraden die «tun» in Solothurn – eine Erlebnismesse, die Kinder zwischen 7 und 13 Jahren für Technik begeistern will.
3400 Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Kanton haben sich angemeldet, um während einer Woche bei 19 Ausstellern über 35 Experimente zu machen: Virtuelles Schweissen, Rennkäfer bauen, Roboter steuern, Bausatz löten, Badebomben kreieren.
Leïa will als erstes zum Stand der Firma Ypsomed. Unter Anleitung können die Kinder hier aus wenigen Teilen einen kleinen Roboter zusammenbauen, der aussieht wie ein Käfer. Das Ziel: Ein Wettrennen gegen andere Roboter-Käfer gewinnen.
Viele Mädchen wollen Tierpflegerin oder Prinzessin werden. Viele Buben Polizist oder Fussballprofi. Die Industrie braucht aber keine Prinzessinnen, sondern Polymechaniker, Konstrukteurinnen, Elektrotechniker. Indem sie die Begeisterung für solche Berufe weckt, will die Solothurner Handelskammer mit der «tun» den Berufswunsch der Kinder beeinflussen.
Christoph Schori bildet bei Ypsomed Konstrukteur-Lehrlinge aus. «Es kommen viele Schnupper-Lehrlinge, welche die Werkzeuge gar nicht kennen», klagt Schori. «Früher hat man halt noch Töffli frisiert, das hätte man nicht tun dürfen, aber so hatte man wenigstens einiges in den Händen. Heute müssen wir das den Kindern zeigen und erklären».
Die «tun» ist bis zum 11. November geöffnet. Der Eintritt ist gratis. Neben den 3400 angemeldeten Schülern werden vor allem am Wochenende und an den schulfreien Nachmittagen auch zahlreiche Privatbesucher erwartet. Die Organisatoren rechnen mit rund 5000 Besucherinnen und Besuchern.
Die Lehrerin von Leïa ist begeistert. Janina Kocher kam schon an die Premiere der «tun» vor zwei Jahren: «Ich finde es megatoll. Die Kinder können ausprobieren und staunen. Es wird ihnen ein Horizont eröffnet zu einer Welt, die nicht gerade alltäglich ist. Und sie können sich auch schon ein bisschen auf das Berufsleben einstimmen.»
Die 11-jährige Leïa ist mit Begeisterung am Werk und biegt die drahtigen Beine ihres Käfers so, dass er möglichst gerade rennt. Das zahlt sich aus: Im Rennen wird Leïas Roboter-Käfer zweiter. Will sie jetzt also Ingenieurin werden? «Es ist zwar spannend, aber nicht so mein Ding. Ich werde doch lieber Lehrerin.»
Was nützt also die «tun», wenn sich die Kinder dann doch nicht umstimmen lassen? Markus Ziegler von Biogen, einer der Hauptsponsorinnen der Erlebnismesse: «Es geht darum, den Kindern überhaupt den Zugang zu technischen Berufen zu verschaffen.»
«Selbstverständlich können die Kinder aussuchen, was sie werden wollen. Aber es ist wichtig, dass sie relativ früh in Berührung kommen mit technischen und naturwissenschaftlichen Fächern und die volle Bandbreite kennen bei der Auswahl», meint Markus Ziegler von Biogen.