Rund 5000 Personen wohnen in der Oberaargauer Gemeinde Huttwil. Platz hätten jedoch mehr: Im Dorf standen in den letzten Jahren rund 14 Prozent der Wohnungen leer – das war schweizweite Spitze. Mittlerweile hat sich die Situation, zumindest auf dem Papier, entspannt.
Dennoch wird im Dorf fleissig weitergebaut. Besonders am Rand, dort, wo es Bauland gibt. Neue Zuzügerinnen und Zuzüger gibt es zu wenige, als dass die Wohnungen gefüllt würden. Allerdings gibt es Huttwiler, die aus ihren Altbauwohnungen im Zentrum in Neubauwohnungen an den Rand umziehen. Das Zentrum leert sich; ein Trend, dem die Gemeinde entgegentreten will.
Das Volk hat viele Ideen
Die Gemeinde Huttwil bat die Professorin für Raumplanung, Christine Seidler, um Hilfe bei der Lösung des Problems. Diese analysierte die Situation vor Ort zusammen mit ihrem Forscherteam der Berner Fachhochschule. Um die Bevölkerung einzubinden, wurden in Workshops Ideen gesammelt.
Ein neues Spielplatzkonzept, einen autofreien Platz im Zentrum, ein Café in einem leeren Gebäude – das sind Ideen der Huttwilerinnen und Huttwiler, um ihren Dorfkern wieder attraktiver zu gestalten. Zudem wurde die Gemeinde aufgefordert, in alte Liegenschaften zu investieren, ein Planungsmoratorium auszusprechen und Bauland auszuzonen. «Das sind Möglichkeiten, um die Abwanderung zu stoppen», sagt Professorin Christine Seidler.
Man darf mitreden, aber (fast) niemand will
Der Enthusiasmus der Bevölkerung, an den Workshops der Fachhochschule mitzumachen, hielt sich allerdings in Grenzen. Eine Einwohnerin erklärt ihren Frust so: «Für jeden Stein, den wir bewegen wollen, gibt es ein Dossier das aber am Schluss dann doch versandet.» Das lähme jedes Vorhaben. Als Konsequenz hielten sich die Leute zurück, wenn es um freiwillige Mitarbeit gehe.
Der Gemeindepräsident Walter Rohrbach ist sich bewusst, dass es schwierig ist, die Leute zum Mitmachen zu bewegen. Er hofft aber, dass die Ideen der Bevölkerung in die Planung einfliessen. Deshalb will er in der nächsten Legislatur die Raumplanung in den Fokus rücken. Denn, das Problem bleibt: Wenn alle aktuell bewilligten Neubauten realisiert werden, entstehen in Huttwil bald 200 neue Wohnungen.