Zum Inhalt springen

Kampf gegen Super-Keim Leichte Entspannung, aber keine Entwarnung

In den Spitälern der Inselgruppe haben sich bis heute 360 Personen mit den resistenten VRE-Bakterien angesteckt.

Jonas Marschall hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Der Leiter der Spitalhygiene des Inselspitals kämpft seit gut einem Jahr mit seinem Team gegen VRE. Das sind Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. VRE kennt man aus australischen Spitälern. Wie sie ins Inselspital gelangten, ist nicht klar.

Eine Schale mit dem Nachweis von VRE
Legende: Nachweis Vancomycin-resistenter Enterokokken (VRE): Die violetten Spuren sind VRE-Kolonien. zvg/Institut für Infektionskrankheiten, Universität Bern

Weil aber die Bakterien bereits bekannt waren, sei dem Team Spitalhygiene sofort bewusst gewesen, was auf das Inselspital zukomme, sagt Jonas Marschall. «Wir wussten relativ früh, dass dieser Keim ein schwieriger Keim ist, der sich einfach übertragen lässt und auf Oberflächen Tage, wenn nicht Monate überlebt.» Er habe sich deshalb auf einen etwas längeren Kampf eingestellt, bis VRE aus dem Inselspital verschwunden sei, so Marschall.

Mit Händedesinfektion und UV-Licht gegen die Bakterien

Bekämpft haben Jonas Marschall und sein Team die Bakterien mit mehreren Massnahmen. Einerseits sei das Personal der Inselgruppe, also des Inselspitals und der Spitäler Tiefenau, Aarberg, Münsingen, Belp und Riggisberg, wieder an die Händedesinfektion erinnert worden. «Da gibt es immer noch Verbesserungspotential.» Einerseits geschah dies in schriftlicher Form, andererseits wurde zum Beispiel bei gut 10'000 Computern der Bildschirmschoner angepasst. Er erinnert nun an die Händedesinfektion.

Ein Gerät, das blaues Licht aussendet.
Legende: Das UV-Dekontaminations-Gerät wird am Inselspital eingesetzt. zvg/Inselspital Bern

Das Inselspital kaufte aber auch drei UV-Dekontaminations-Geräte. Nach der üblichen manuellen Reinigung, werden die Zimmer der VRE-Trägerinnen und -Träger mit UV-Licht desinfiziert. «Die Bakterien auf den Oberflächen werden so zerstört.» In Tests habe nachgewiesen werden können, dass das UV-Licht sehr wirksam sei.

Noch bis 100 Tests pro Woche

Immer noch werden in den Spitälern der Inselgruppe viele Darm-Abstriche gemacht, um VRE nachzuweisen. Denn sichtbar wird der Keim selten. Nur einer von 20 Patienten wird krank, auch wenn er die Bakterien in sich trägt. Auf speziellen Abteilungen, wie zum Beispiel der Intensivstation, werden jede Woche alle Patientinnen und Patienten getestet. Und es zeigt sich, die Situation hat sich leicht entspannt. Es stecken sich weniger Patienten neu mit VRE an als noch letztes Jahr.

Die Ausbreitung der resistenten Bakterien im Inselspital habe auch ihr Gutes gehabt, sagt Jonas Marschall, Chefarzt der Spitalhygiene. «Unser Hygiene-Standard ist heute besser als in der Vergangenheit und das Bewusstsein ist geschärft worden.» Bis VRE ganz verschwunden ist, gehe es aber sicher noch länger. Und es sei sicher, dass dann andere resistente Bakterien auftauchen.

Meistgelesene Artikel