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Streit um Kampfjetjetkauf Abstimmungskampf um Kanpfjetbeschaffung für Schweizer Armee

Die Schweizer Armee will neue Kampfjets kaufen – die Gegner sagen, der FA-18 tue es noch lange.

Auf dem Militärflugplatz Emmen zeigen der Rüstungsbetrieb des Bundes, Ruag, und die Armee Journalistinnen und Journalisten in einem Hangar ein halbes Dutzend FA-18-Jets, die zurzeit aufgerüstet werden. Die Risse werden ausgebessert. Hülle, Flügel und das Innere erhalten neue Komponenten.

So sollen die Jets fit gemacht werden, damit sie statt 5000 neu 6000 Stunden fliegen – und bis ins Jahr 2030 durchhalten können. Doch danach sei Schluss, sagt Luftwaffen-Kommandant Divisionär Bernhard Müller. «Wir brauchen neue Kampfjets, weil dann die FA-18 das Ende ihres Lebens erreicht haben werden.»

«Die Flieger sind tipptopp im Schuss»

Die Einladung nach Emmen kommt nicht zufällig. Im September stimmt die Schweizer Bevölkerung über den Kauf von neuen Kampfjets ab. Die Armee möchte zeigen: Die FA-18 kommen in die Jahre und brauchen Ersatz. Anders sieht das SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf: «Die Schweiz war eines der letzten Länder, die diesen Typ FA-18 CD noch gekauft hat. Wir haben eine sehr gute Wartung, die Flieger sind tipptopp im Schuss.»

Eine Kombination von leichten Kampfjets und Hochleistungskampfjets ist etwas sehr Vernünftiges und auch Günstigeres.
Autor: Priska Seiler-Graf SP-Nationalrätin

Sie hat letzte Woche zusammen mit den Grünen und der Gsoa das Referendum gegen den Kauf mit 90'000 Unterschriften eingereicht. Für Seiler-Grafs ginge es auch billiger und länger, weit übers Jahr 2030 hinaus. «Die SP hat eine Studie in Auftrag gegeben und darin wurde ganz klar bestätigt, dass eine Kombination von leichten Kampfjets und Hochleistungskampfjets etwas sehr Vernünftiges und auch Günstigeres sei.»

Die SP schlägt vor, einen leichten, billigeren Kampfjet für einfache Aufklärungsmissionen im Luftpolizeidienst zu beschaffen – und die aufgefrischten FA-18 nur für sogenannte «Hot-Missions» einzusetzen.

Mit neuen Jets auf alles gewappnet sein

Heiss oder kalt. Wenn ein Kampfjet-Pilot ein unbekanntes Flugobjekt identifizieren muss, könne sich der Auftrag sehr schnell verändern, entgegnet Luftwaffen-Chef Bernhard Müller. «Sie gehen also in die Luft, ohne genau zu wissen, was da kommt. Ist es eine Bedrohung? Ist es keine Bedrohung? Über welche Leistungsfähigkeit und über welche Bewaffnung verfügt dieses Flugzeug?»

Auf alles gewappnet sein, das will der Luftwaffen-Chef mit neuen Kampfjets. Die Beschaffungsgegner hingegen verweisen auf das Nachbarland Österreich, welches genau eine solche Zwei-Flotten-Luftwaffe hat.

Auch wenn wir zwei bis drei Jahre Nutzung gewinnen, müssen wir eine Ersatzbeschaffung machen.
Autor: Bernhard Müller Luftwaffen-Kommandant

Der Luftwaffen-Chef entgegnet, mit der Schonung der FA-18 gewänne man nur ein paar zusätzliche Jahre. «Die Gegner blenden aus, dass, auch wenn wir jetzt die Nutzung reduzieren würden und dadurch zwei bis drei Jahre gewinnen würden, wir dann trotzdem eine Ersatzbeschaffung machen müssten.»

Am Schluss entscheidet sich die Frage, ob Neukauf oder nicht, daran, wie die Bürgerinnen und Bürger zukünftige Gefahren einschätzen. Braucht es einen neuen Jet, der für alle Einsätze bereit ist, auch für einen kriegerischen Angriff auf die Schweiz. Oder ginge es auch billiger, um mit dem gesparten Geld, die Corona-Verluste aufzufangen.

Echo der Zeit, 21.6.2020, 18 Uhr

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