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Kampfzone Bergweg Der Platz für Wanderer und Biker wird knapp

Im Kanton Bern kommen sich Biker und Wanderer in die Quere. Der Druck auf die Tierwelt steigt.

Mountainbikes sind beliebt – und seit es E-Bikes gibt, noch mehr: Unterstützt durch einen Elektromotor legen Bikerinnen und Biker Strecken und Höhenunterschiede zurück, die sie sonst nie schaffen würden. Immer weiter, immer höher und in immer neue Gegenden stossen sie vor. In Gebiete, die bis jetzt vor allem den Wanderern oder den Bergsteigerinnen vorbehalten waren.

Biken verboten

Ein solches Beispiel ist die inoffizielle Strecke vom Augstmatthorn nach Niederried. Tief unten glitzert der Brienzersee, im Sonnenlicht leuchtet der ewige Schnee von Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Strecke wurde in den vergangenen Jahren im Internet und in den sozialen Medien wegen ihrer Schönheit gepriesen. Entsprechend sei die Zahl der Bikerinnen und Biker gestiegen, sagt Parkranger Lukas Frei. «An schönen Tagen habe ich 30 bis 40 Biker gezählt.»

Dumm nur: Das Augstmatthorn und damit auch der Bergweg befinden sich in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet. Hier sollen Wildtiere, wie zum Beispiel Steinböcke oder Schneehühner, einen geschützten Rückzugsort finden. Es ist verboten, die Tiere zu stören, zu campieren oder Drohnen steigen zu lassen. Zudem müssen Hunde an der Leine geführt werden.

«Der Bike-Trend hat zur Folge, dass die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gestört und daraus verdrängt werden», sagt Wildhüter Bruno Dauwalder. Der Aufwärtstrend bei den Bikern sei mittlerweile am Augstmatthorn gebremst worden, weil immer mehr Wanderer den schmalen Berggrat begingen.

Hat der Kanton Bern den Bike-Trend verschlafen?

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Die Mountainbikerinnen und - biker sind nicht überall gleich willkommen. Es fehlt an Bikestrecken und nicht alle Regionen im Kanton Bern wollen zum Mekka für Biker werden.

Der Berner Mountainbike-Profi Mathias Flückiger macht zum Beispiel bewusst einen Bogen ums Berner Oberland, weil hier Bike-Trails fehlen. «Deshalb fühle ich mich im Berner Oberland auch nicht willkommen», sagt er. Lieber fahre er ins Wallis, das vermehrt auf Biketouristen setze.

Unterschiede in den Regionen

Für die Planung neuer Bikerouten sind die Regionen verantwortlich. Auf Anfrage bei der Regionalkonferenz Oberland Ost gibt man zu, den Trend verpasst zu haben. Die Planung wurde zwar mit rund 100'000 Franken angestossen. Nach über vier Jahren konnte jedoch lediglich eine Strecke rund um Grindelwald realisiert werden.

Die Regionen verbesserten ihr Angebot für Velofahrer und Bikerinnen stetig, sagt Pascale Berclaz, Direktorin der BE Tourismus AG. Jedoch stünden die Bikerinnen und Biker nicht in jeder Tourismusregion gleich stark im Fokus.

Der Druck auf den Lebensraum der Tiere steigt: ausgelöst von Wanderern, Bikern und Zeltenden. ImJagdbanngebiet wurden heuer rund doppelt so viele Wegtickets für Motorfahrzeuge gelöst als im Vorjahr. Die Wildhut ist dazu übergegangen, Bussen zu verteilen.

Auch bei Wanderern nicht gern gesehen

Die Konfliktlinie verläuft also zwischen denen, die in der Natur aktive Erholung suchen, und den Bedürfnissen der Tierwelt. Es kommt auf den Bergwegen jedoch auch zu Konflikten zwischen Wanderern und Bikerinnen. «Weil immer mehr E-Bikes auf den Wanderwegen unterwegs sind, führt das zu immer mehr Stress», sagt Bernhardt Schmidt, Geschäftsführer der Berner Wanderwege. Eine Entflechtung von Wander- und Bikewegen sei deshalb nötig.

Das sollten Mountainbiker wissen

«Biker, die mit Muskelkraft unterwegs sind, beherrschen ihr Gefährt. E-Biker dagegen sind häufig überfordert», so Schmidt. Weil immer mehr Biker auf Wanderwegen unterwegs sind, wird gemäss Schmidt auch die bisher gute Zusammenarbeit mit Grundeigentümern und Waldbesitzern strapaziert.

Bikeszene ist sich Problematik bewusst

Jagdbanngebiete und Fahrverbote müssten von den Bikerinnen und Bikern zwingend beachtet werden, sagt Manfred Kupferschmid vom Bike Club Spiez. Der Fall Augstmatthorn schade dem Ansehen der Szene. «Solche Sachen bringen uns nicht weiter», sagt er.

Immer häufiger treffen die Clubmitglieder denn auch auf gesperrte Wege und gesperrte Singletrails; gefällte Bäume oder Drähte versperren ihnen die Durchfahrt. Immer mehr Grundeigentümer stemmen sich also gegen den Bikeboom.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:31/17:30 Uhr ; 

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