Das Aargauer Stimmvolk hat eine gewisse Offenheit bewiesen. Eine Offenheit, die man im Aargau nicht immer und überall spürt. An diesem Abstimmungstag aber hat sich gezeigt: Das Stimmvolk will vorwärts gehen.
Mutige Reformentscheide...
Vorwärts in Richtung Lehrplan 21 zum Beispiel. Diese grosse Bildungsreform wird nun also nicht begraben, bevor sie überhaupt startet. Auch wenn die Diskussionen im Vorfeld zeigten: Niemand weiss genau, was dieser ominöse Lehrplan genau bringt. Ja, dieser Entscheid dürfte einiges an Mut gebraucht haben.
Auch das Ja zur grossen Reform beim Finanzausgleich brauchte wohl Mut. Immerhin erklärten die kleinen Landgemeinden in ihrer provokativen Kampagne, dass man damit die «heile Welt» im Fricktal oder Zurzibiet zerstören werde. Trotzdem: Die Mehrheit im Kanton wollte vorwärts machen in diesen beiden Fragen.
... aber keine Revolution
Klar: Wenn die politische Linke sozialpolitische Forderungen stellt wie Kindergeld und Taggelder für Arbeitslose, dann haben diese auch weiterhin keine Chance im Aargau. Gerade in Zeiten, in denen alle von Sparen reden.
Klar: Der Aargau bleibt auch nach diesem Abstimmungstag ein bürgerlich geprägter Kanton, ja ein konservativer Kanton. Zumindest im direkten Vergleich mit den Nachbarn Zürich, Bern oder Basel. Das zeigt beispielsweise die Abstimmung zur erleichterten Einbürgerung – die Zustimmung im Aargau ist tiefer als in den Nachbarkantonen.
«Urbaner Aargau» gewinnt an Bedeutung
Aber offensichtlich gibt es inzwischen Fragen und Vorlagen, in denen sich der «urbanere» Teil des Kantons Aargau durchsetzen kann. Fragen, in denen das Stimmvolk mutig vorwärts blickt und auch einmal liebgewonnene Gewohnheiten einfach über Bord wirft.
Vielleicht ist das Marketing-Motto der Aargauer Regierung für den Kanton doch nicht so falsch. Es heisst: «Menschen machen Zukunft».