Rund 14'000 Entscheide fällen die St. Galler Gerichte jährlich. Von einem Grossteil dieser Entscheide erfährt die Öffentlichkeit kaum etwas. Der Grund: Strafprozesse sind öffentlich. Gerade die häufigen Fälle im Familienrecht aber werden hinter geschlossenen Türen beurteilt. Damit die Öffentlichkeit trotzdem einen Einblick in die Tätigkeit der Gerichte erhält, öffnet das Kantonsgericht St. Gallen am Samstag, 8. September, seine Türen. Ein wichtiger Tag auch für Kantonsgerichtspräsident Patrick Guidon. Der gebürtige Churer Patrick Guidon ist seit acht Jahren Richter am Kantonsgericht, seit einem Jahr dessen Präsident.
SRF News: Das Jahr 2018 steht für die St.Galler Gerichte im Zeichen einer aktiveren Öffentlichkeitsarbeit. Warum?
Patrick Guidon: Im persönlichen Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern stelle ich immer wieder ein grosses Interesse an der Tätigkeit der Gerichte fest. Das hat sich auch bei der Vortragsreihe bestätigt, die wir im Frühling dieses Jahres abgehalten haben und die von über 350 Personen besucht wurde. Mit den diversen Veranstaltungen im laufenden Jahr möchten wir dieses Interesse der Bürgerinnen und Bürger aufnehmen und der Bevölkerung Aufgabe und Tätigkeit der Gerichte näher bringen.
Wieso tun Sie das gerade jetzt?
Die Gerichte geniessen in der Bevölkerung ein sehr grosses Vertrauen, wie die Studie «Sicherheit 2018» der ETH Zürich erst kürzlich wieder bestätigt hat. Dieses Vertrauen ist nicht selbstverständlich und gilt es zu erhalten. Deshalb sollten die Gerichte unseres Erachtens immer wieder erklären, was sie tun und wie sie die ihnen übertragenen Aufgaben erfüllen.
Sie sind seit acht Jahren Richter am Kantonsgericht, seit einem Jahr Präsident. Was ist für Sie das Spannende an Ihrem Beruf?
Es ist ein Beruf, der einen Einblick gibt in einen spannenden Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Ich schätze den Kontakt zu den Menschen. Es ist eine sinnstiftende Tätigkeit für die Rechtssprechung und damit auch für die Gerechtigkeit arbeiten zu dürfen. Auch wenn Gerechtigkeit ein grosses Wort ist.
Das Gespräch führte Martina Brassel
SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr