BKW-Chefin Suzanne Thoma prescht mit einem radikalen Vorschlag vor. Der Kanton Bern soll sich ihrer Meinung nach aus dem Aktionariat des Energiekonzerns zurückziehen.
Sie würde einen solchen Schritt begrüssen, im Wissen, dass die Idee nicht überall gut ankomme, sagte Thoma in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche». «Weil sie das Kapital kontrollieren, haben einige die Hoffnung, unsere Strategie beeinflussen zu können. Das ist eine Illusion.»
Rentabilität an erster Stelle
Die BKW sei ein Börsenunternehmen und für fast die Hälfte der Aktionäre stehe die Rentabilität an erster Stelle. Es sei schwierig und auch ungesund, sich diesem unternehmerischen Druck zu entziehen, gab Thoma zu bedenken. Es sei nicht vernünftig, dass die Öffentlichkeit im Energiesektor investiert bleibe.
Debatte um Beteiligungsgesetz
Der Kanton Bern hält rund 52 Prozent der Aktien. Die Berner Regierung wird dem Grossen Rat voraussichtlich im November ein neues BKW-Beteiligungsgesetz vorlegen und hat dazu eine Vernehmlassung durchgeführt.
In deren Rahmen forderten gewisse Kreise eine Aufspaltung der BKW. Sie finden, die Geschäftsteile Netze und Kraftwerke müssten aus der BKW ausgegliedert und ganz vom Kanton übernommen werden.
Das lehnt die Berner Regierung ab, wie sie Ende Juni mitteilte. Sie ist der Ansicht, der Kanton Bern solle künftig mindestens 34 und höchstens 60 Prozent der BKW-Anteile halten. SP Kanton Bern und Gewerkschaften haben bereits mit dem Referendum gedroht für den Fall, dass die Mehrheitsbeteiligung des Kantons an der BKW nicht gesetzlich festgeschrieben wird.