Am Tag nach der Wahl ist CVP-Kantonalpräsidentin Sandra Kolly noch im Wechselbad der Gefühle. Die zwei verlorenen Sitze drücken auf die Stimmung: «Das ist bitter, da ist die Enttäuschung gross», sagt sie zu Radio SRF. «Wir freuen uns aber trotzdem, dass wir die Trendwende geschafft haben», ergänzt Kolly strahlend.
Trendwende ist ein grosses Wort. Es trifft in Solothurn nun aber ziemlich genau den Punkt. Seit den letzten nationalen Wahlen gab es in diversen Kantonen Wahlen. Nirgends war es der CVP gelungen ihren Wähleranteil zu halten, überall gab es Einbussen und meist auch Sitzverluste. Solothurn ändert nun diesen Trend, zumindest teilweise.
Eigenheiten des Solothurner Wahlsystems
Im Vergleich zu vor vier Jahren hat die CVP im Kanton Solothurn 0,6 Prozentpunkte dazu gewonnen. Das ist nicht berauschend viel, aber im Vergleich zum Abschneiden anderer CVP-Sektionen durchaus ein grosser Erfolg. Dass man trotzdem zwei Sitze abgeben muss, das schmerzt umso mehr. Aber wie geht das überhaupt zusammen?
Hier kann man über eine Änderung des Wahlsystems nachdenken, um am Schluss den Wählerwillen auch idealer zu spiegeln.
Es liege am Solothurner Wahlsystem, erklärt dazu Politologe Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS Bern. Er hat sich im Vorfeld mit den Solothurner Wahlen beschäftigt: «Solothurn ist ein kleinräumiger Kanton und die Wahlkämpfe werden sehr lokal in den Amteien geführt.»
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Im Gegensatz zu anderen Kantonen werden im Kanton Solothurn die Wählerstimmen strikt nach Wahlbezirken ausgezählt und damit die Sitzzahl berechnet. Wenn also eine Partei in einer Amtei einige wenige Sitze einbüsst, kann das zu einem Sitzverlust führen, auch wenn sie in anderen Amteien mehr Wähler hinzugewinnt.
Im Kanton Aargau, wie auch in weiteren Kantonen, wird die Sitzzahl anders ausgerechnet. Es werden die Parteistimmen über den ganzen Kanton addiert und anschliessend daraus die Sitzzahl in den einzelnen Wahlbezirken festgelegt.
Braucht es eine Änderung des Wahlsystems?
Genau dieses Szenario ist für die CVP nun in zwei Amteien eingetreten: Sowohl in der Amtei Bucheggberg-Wasseramt also auch in der Amtei Olten-Gösgen hat die CVP Wähleranteile verloren, so dass daraus gleich ein Sitzverlust resultiert. In den anderen drei Amteien konnte die CVP hingegen – zum Teil auch massiv – zulegen, allerdings knapp nicht genug um zusätzliche Sitze zu holen.
Wir haben beim Wähleranteil zugelegt, zum Teil sensationell zugelegt, das gibt Auftrieb und Aufschwung für die Partei.
Für die Wählerinnen und Wähler könne das unverständlich sein, sagt auch der Politologe: «Hier kann man über eine Änderung des Wahlsystems nachdenken, um am Schluss den Wählerwillen auch idealer zu spiegeln», sagt Lukas Golder. Ein Problem für die Demokratie sei es trotzdem nicht. Die Kleinräumigkeit des Solothurner Wahlsystems gibt den Regionen etwas mehr Gewicht. Bei einer Änderung könnte die Vertretung der Randregionen allenfalls etwas schwächer werden.
Resultat macht Mut
Trotz dem etwas widersprüchlichen Resultat, zieht Parteipräsidentin Sandra Kolly ein positivies Fazit der Wahlen. «Das muss man jetzt wirklich sagen, wir haben beim Wähleranteil zugelegt, zum Teil sensationell zugelegt, das gibt Auftrieb und Aufschwung für die Partei.» Auch die CVP Schweiz habe das übrigens erfreut zur Kenntnis genommen, fügt Kolly schmunzelnd an.
Ob das Solothurner Wahlresultat die Trendwende für die Schweizer CVP einläutet, das bleibt offen. Sicherlich aber schöpfen die Christdemokraten im Land nach diesem Solothurner Resultat wieder etwas mehr Mut.