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Kapo Solothurn unerwünscht Die extrem schwierige Suche nach einem neuen Übungsplatz

Die Solothurner Polizei braucht einen neuen Trainingsplatz zum Schiessen. Sie scheint aber nirgends willkommen.

«Die Suche nach einem neuen Standort gestaltet sich extrem schwierig», sagt Andreas Mock, der Kommunikations-Chef der Solothurner Kantonspolizei. Seit Jahren sucht die Polizei einen neuen Übungsplatz zum Schiessen – bislang erfolglos.

Über 400 Polizisten im Kanton tragen eine Waffe. Damit sie im Ernstfall mit Pistole oder Maschinenpistole richtig umgehen können, müssen sie regelmässig trainieren. Seit vielen Jahren machen sie das auf der Schiessanlage Leuental in Oensingen. Dort sind sie aber nicht mehr willkommen.

Polizei schiesst in Oensingen deutlich weniger...

Seit in der Nähe neue Wohnungen entstanden sind, mehren sich die Klagen wegen Schiesslärm. Auch der Gemeinde sind die Trainings der Polizei mittlerweile zu laut. Die Kapo sucht deshalb nach einer Alternative zu Oensingen. Über 100 Standorte hat sie bereits geprüft.

Bis sie einen neuen Übungsplatz gefunden hat, möchte die Kantonspolizei Solothurn in Oensingen bleiben. Um der Bevölkerung entgegenzukommen, hat sie die Anzahl der Schiesstage deutlich reduziert. 2017 hat die Polizei noch an 41 Tagen geschossen, 2019 wird es 28 Schiesstage geben, und 2020 sind nur noch 14 Tage mit Schiesslärm geplant. «Wir hoffen, dass das von der Bevölkerung wahrgenommen wird», sagt Andreas Mock.

...dafür mehr im Kanton Bern

Zum Teil hat die Kantonspolizei Solothurn ihre Ausbildung in den Kanton Bern verlegt und trainiert jetzt auf dem Armee-Schiessplatz von Wangen an der Aare. Zudem ist sie vermehrt im Schiesskeller anzutreffen und im eigenen Hauptquartier in Solothurn.

Im Hauptquartier verfügt die Polizei über eine optische Raumschiessanlage, die auf einer Leinwand verschiedene Situationen darstellt. Die Polizisten müssen aber auch draussen üben, unter realistischen Bedingungen, bei Wind und Wetter, über längere Distanzen. Deshalb sei die Polizei auf eine Schiessanlage wie in Oensingen angewiesen, sagt Mock.

Der Fall Zuchwil

Über 100 Standorte hat die Polizei geprüft. Und eigentlich hat sie gemeint, in Zuchwil fündig geworden zu sein. Die dort bestehende Schiessanlage Feldacher wollte sie umbauen. Eine drei Meter hohe Mauer hätte es geben sollen rund um die Anlage, schallisoliert, durchschusssicher. Doch daraus wird vorläufig nichts.

Polizist übt mit der Waffe
Legende: Ein Polizeianwärter demonstriert den Einsatz mit Tränengas an der Polizeischule im Tessin (2015). Keystone

Im vergangenen Juli hat die Polizei ihre Pläne für Zuchwil auf Eis gelegt. Auch in Zuchwil formierte sich Widerstand gegen den Schiesslärm. «Es gibt recht viele Einsprachen. Damit ist das Prozessrisiko für den Kanton und die Kantonspolizei recht hoch», erklärt Medienchef Andreas Mock.

«Gleichzeitig hat der Gemeinderat Zuchwil beschlossen, dass sämtliche Planungskosten neu dem Kanton übertragen werden. Wir sehen es unter diesen Umständen als unsere Verpflichtung an, nochmals über die Bücher zu gehen», sagt Mock. Das Planungsverfahren wurde deshalb bis Ende 2020 sistiert.

Wo sonst?

Die Solothurner Kantonspolizei prüft jetzt, ob sie irgendwo anders schneller und vielleicht billiger als in Zuchwil einen Übungsplatz zum Schiessen realisieren kann.

Aber wo? Über 100 Standorte hat die Polizei ja schon geprüft. Und Schiesslärm dürfte wohl kaum irgendwo beliebter sein als in Zuchwil oder Oensingen. Die Aussichten, dass die Kantonspolizei Solothurn auf der Suche nach einem neuen Standort für ihr Schiesstraining bald einen Treffer landet, scheinen nicht sehr rosig.

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