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Kein Besuch bei den Enkeln «Die Stimmung ist angespannter»

Für Senioren ist das Coronavirus besonders gefährlich. Um sie zu schützen, hat der Bundesrat in den letzten Tagen stetig noch schärfere Massnahmen ergriffen. Doch wie kommen diese bei den Senioren selbst an? Wir fragen den Geschäftsleiter der Pro Senectute Aargau, Pirmin Kaufmann.

Pro Senectute

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Die Organisation setzt sich für die Senioren ein. Einerseits, indem sie Veranstaltungen und Sportaktivitäten für die älteren Menschen organisiert. Anderseits vertritt Pro Senectute deren Interessen zum Beispiel beim Bund. Die Organisation besteht aus 24 kantonalen und interkantonalen Ablegern. Seit gut 100 Jahren existiert sie.

SRF: Senioren sind die grösste Risikogruppe des Coronavirus. Wie gehen sie damit um?

Pirmin Kaufmann: Es herrscht keine Panikstimmung. Die Leute gehen verantwortungsbewusst damit um. In dieser Woche haben wir aber gespürt, dass die Stimmung angespannter ist. Aufgrund der Medienberichterstattung wurde das Thema auch immer virulenter, und dies wirkte sich auch auf die Anfragen bei uns aus. Sie hatten eine gewisse Unsicherheit.

Wie ist das Verständnis gegenüber den Massnahmen des Bundes, etwa dass Grosseltern ihre Grosskinder nicht mehr besuchen sollen?

Mit dem haben wir ein wenig Mühe. Ich denke, dies liegt wirklich in der Verantwortung der Eltern und Grosseltern. Sie sollen schauen, wie man es gestaltet. Ob sie weiter die Enkelkinder sehen können und in welcher Form. Generell zu sagen, dass sie die Enkel lieber nicht mehr oder gar nicht mehr sehen sollen, ist aus unserer Sicht zu einschneidend. Vor allem ja auch vor dem Hintergrund, dass der Bundesrat entschieden hat, die Schulen zu schliessen. Für uns ist das sehr heikel, wenn es darum geht, wer zu den Kindern schaut. Dies ist häufig die Generation, die besonders gefährdet ist.

Sie sind einerseits kritisch gegenüber der Massnahme des Bundesrates. Andererseits sagt die Pro Senectute des Aargaus selbst Kurse, Veranstaltungen und Sportaktivitäten ab. Damit ist klar, die Senioren kommen noch weniger unter die Leute. Weshalb machen sie das?

Wir haben uns mit schwerem Herzen dazu entschieden. Aufgrund der Entwicklungen wäre es schwer zu verantworten, wenn wir die Kurse weiterhin durchführen würden. Es sind ja genau die Menschen, die besonders gefährdet sind, die sich treffen. Wir haben uns überlegt, ob wir Aktivitäten draussen weiterhin anbieten. Wir haben viele Leute, die wandern oder Velofahren. Aber auch dort haben wir das Problem, dass die Leute ins Restaurant gehen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Man ist nahe beieinander. Dies veranlasste uns dazu, auch diese Kurse abzusagen.

Das Gespräch führte Mario Gutknecht.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr ; 

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