Sophia Steimle ist nicht nur die erste Försterin überhaupt im Kanton Thurgau, sie ist in diesem typischen Männerberuf zugleich auch die erste Forstfachperson aus Deutschland im Thurgau. Möglich gemacht hat dies eine leichte Öffnung der Anstellungsvoraussetzungen für Revierförsterinnen und Revierförster in der Kantonsverordnung.
Kampf dem Förster(innen)mangel
Bisher konnte im Thurgau nur Försterin oder Förster werden, wer eine der beiden Försterschulen in der Schweiz in Maienfeld GR oder Lyss BE absolviert hatte oder über eine sogenannte Wählbarkeit verfügte. Von dieser Wählbarkeit wurde bis jetzt aber nie Gebrauch gemacht, weil bis 2018 alle freien Stellen besetzt werden konnten. Seither besteht aber (nicht nur) im Thurgau ein aktuter Personalengpass beim Försternachwuchs. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Der Kanton Thurgau hat das Berufsfeld deshalb auch für Personen mit einer entsprechenden Ausbildung aus Deutschland geöffnet. Sophia Steimle, die aus Baden-Württemberg kommt, ist die erste Deutsche, der diese Wählbarkeit erteilt wurde. Voraussetzung dafür war allerdings ein dreimonatiges Praktikum. Dieses absolvierte die 27-Jährige von Januar bis März 2020 beim Forstrevier Kreuzlingen, wo sie ab 1. April als Försterin fix angestellt ist.
Vorurteilen begegne ich eigentlich nicht.
«Ich wurde hier im Thurgau sehr gut aufgenommen, fühle mich extrem wohl und der Job macht mir grosse Freude», sagt Sophia Steimle, die in Deutschland die Forstwartausbildung und anschliessend ein Forstwirtschaftsstudium gemacht hat. «In Deutschland habe ich keine Stelle gefunden. Da gibt es keinen Nachwuchsmangel wie hier in der Schweiz. Deshalb kam ich hierher.»
Keine Vorurteile und ein glücklicher Umstand
Auf die Frage, ob sie als Frau und dann erst noch als Deutsche auch mit Vorurteilen konfrontiert ist, sagt sie selbstbewusst: «Nein, nicht direkt. Die Leute begegnen mir mit viel Wohlwollen. Für mich spielt die Nationalität und das Geschlecht auch keine Rolle.» Das Entscheidende sei doch die Person selber und ihr Wissen.
Mit ein Grund für ihre aktuelle Zufriedenheit: Ihr Verlobter, der auch aus Deutschland kommt und mit dem sie die Forstwartausbildung gemacht hat, hat nur wenige Kilometer entfernt im Nachbarrevier in Güttingen TG eine Anstellung als Förster gefunden. «Lotto spielen müssen wir deshalb nun nicht mehr. Den Jackpot haben wir so schon geknackt.»