Wie von Geisterhand fuhr ein Bauwagen 2016 in einer Juninacht durch den Bahnhof Olten. Nach dem Bahnhof in Richtung Rothrist entgleiste er bei einer Weiche. Der Wagen war bei Bauarbeiten auf der Läufelinger-Strecke ins Rollen geraten. Vermutlich war zuvor der Bolzen in der Kupplung gebrochen. Der Bauwagen hatte kein automatisches Bremssystem.
Der Vorfall ereignete sich am 8. Juni 2016 um 1.30 Uhr zwischen Läufelfingen und der Haltestelle Trimbach. Im am Montag veröffentlichten Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) wird das Ereignis als «Entlaufen eines Dienstwagens» beschrieben. Demnach hatte sich die Kuppelstelle zwischen dem vierachsigen Bauwagen und einem Zweiwegebagger getrennt.
Entgleisung bei Weiche
Auf der Ausfahrseite Aarburg/Rothrist entgleiste der Wagen von einem Gesamtgewicht von rund fünf Tonnen bei einer Weiche und wurde so gestoppt. Die aufgesetzte Mulde rutschte noch etwas weiter. Es gab keine Verletzten: Die drei mitfahrenden Personen waren rechtzeitig aus der Mulde gesprungen.
Der Zwischenfall lief letztlich glimpflich ab. Von der Seite Aarburg her wartete nämlich ein Zug vor dem Einfahrsignal. Der Dienstwagen rollte diesem Zug nicht entgegen – weil er zuvor entgleiste.
Und für einen Reisezug von Seite Olten Hammer sollte eine Zufahrtsstrasse Richtung Olten eingestellt werden. Dies konnte gerade noch verhindert werden, weil der entgleiste Dienstwagen die Weiche aufgeschnitten hatte.
Der sogenannte Dienstwagen war nicht mit Bremsen ausgerüstet, welche bei der Trennung der Kupplung selbständig eine Bremsung ausgelöst hätten. Dies ist laut Sust aber auch nicht Vorschrift (siehe Textbox). Allerdings verfügte der eingesetzte Wagen eines privaten Bauunternehmers nicht über eine gültige Zulassung.
Künftig nur noch mit automatischer Bremse?
Als Konsequenz des Zwischenfalls spricht die Sust drei Sicherheitsempfehlungen aus. Das Bundesamt für Verkehr soll prüfen, ob die Vorschriften bezüglich ungebremster Fahrzeuge im Rangierdienst auf die unumgänglichen Situationen beschränkt werden sollen.
Der Bund soll zudem die Mindestanforderungen an das Bremssystem von Dienstwagen unter die Lupe nehmen und nötigenfalls anpassen. Das verantwortliche Bauunternehmen hat bereits Konsequenzen gezogen: Es setzt die alten Dienstwagen nicht mehr ein und bestellte neue Wagen. Diese werden über ein Bremssystem verfügen, das die Fahrzeuge auch automatisch abbremst.