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Debatte um Steuerabzüge Bei Politikern beliebt – für viele Ökonomen ineffizient

Das Parlament beschäftigt sich in dieser Session gleich mehrfach mit Steuerabzügen. Letzte Woche erhöhte es die Abzüge für Krankenkassenprämien, heute nun debattiert es, ob es die Steuerabzüge für Kinderbetreuungskosten erhöhen soll. Solche Abzüge sind bei Politikern beliebt, entsprechend viele Abzugsmöglichkeiten gibt es. Viele Ökonomen hingegen halten Steuerabzüge für ineffizient.

Pendlerabzug, Kinderabzug, Abzug auf energetische Sanierungen: Die Eidgenössische Steuerverwaltung listet in einem Bericht von 2011 ganze 99 Steuerabzüge auf Bundesebene auf.

«Tatsächlich besteht hier ein grosser Wildwuchs von Steuerabzügen», sagt Wirtschaftsprofessor Reto Föllmi von der Universität St. Gallen und erklärt weiter: «Denn, wenn man einmal einen Steuerabzug eingeführt hat, ist es natürlich sehr schwer, diesen abzuschaffen, da die Gruppe, die verliert, klar identifizierbar ist.»

Tatsächlich besteht hier ein grosser Wildwuchs von Steuerabzügen.
Autor: Reto Föllmi Wirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen

Weniger klar identifizierbar ist, was Steuerabzüge kosten, denn das steht in keinem Budget. Die Eidgenössische Steuerverwaltung schätzte die Einnahmeausfälle beim Bund vor einigen Jahren auf rund 20 Milliarden Franken – mehr als ein Viertel des gesamten Bundeshaushalts.

Dabei seien Steuerabzüge nicht per se schlecht, schreibt die Steuerverwaltung. So seien Abzüge etwa weniger aufwendig, als wenn man stattdessen Subventionen verteilen müsste.

Auch Wirtschaftsprofessor Föllmi sieht gewisse Vorteile von Abzügen – vor allem von solchen, die einen direkten Zusammenhang zum Einkommen hätten. Doch: «Von den Abzügen profitiert die spezielle Gruppe, die Kosten aber müssen dann alle tragen, denn irgendjemand muss die Steuern bezahlen – das ist schliesslich die Allgemeinheit.»

Von den Abzügen profitiert die spezielle Gruppe, die Kosten aber müssen dann alle tragen.

Generell profitierten Personen mit hohen Einkommen eher von Abzügen als ärmere, umgekehrt zahlen aber reichere auch mehr Steuern. Eine Alternative sehen Ökonomen wie Föllmi in einer radikalen Entschlackung: Keine Abzüge, dafür tiefe Steuersätze für alle. Allerdings ist das politisch nicht mehrheitsfähig – und deshalb wird Bundesbern noch lange trefflich über Steuerabzüge streiten können.

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