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Kino nach Corona Wie holt man die Leute vom Sofa zurück ins Kino?

Nach gut zweieinhalb Monaten Coronapause öffnen am 6. Juni in der Schweiz die Kinos wieder. Sie stehen vor der Herausforderung, das Publikum wieder anzulocken, das sich derweil ans Filmeschauen zu Hause gewöhnt hat, wie deutlich höhere Zahlen bei Streamingplattformen zeigen.

Kinobetreiberin Edna Epelbaum ist zuversichtlich: Das Kino habe mehr zu bieten als das Wohnzimmer, sagt sie im Gespräch.

Edna Epelbaum

Präsidentin des Schweizerischen Kinoverbands

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Die Literaturwissenschafterin betreibt Kinos in mehreren Städten in den Kantonen Bern und Neuenburg. Sie lebt mit ihrer Familie in Biel. 2006 begann Edna Epelbaum im Kinobetrieb ihrer Eltern zu arbeiten. 2010 übernahm sie die Leitung.

SRF News: Viele Leute haben sich während der Coronakrise Filme zu Hause angeschaut. Warum sollten sie jetzt weg vom gemütlichen Sofa, zurück ins Kino?

Edna Epelbaum: Für uns ist vor allem wichtig, dass die Leute an Filmen interessiert sind. Sie können auch weiterhin zu Hause streamen. Aber Kinos sind kulturelle Orte, Orte der Begegnung.

Das Kino hat eine andere Magie als das Sofa.

Ich lebe fürs Kino, für seine Magie. Ich bin sicher, dass das Kino eine andere Magie an den Tag legen kann als das Sofa oder das Handy.

Worin liegt denn die Magie, wenn die Sitznachbarn mit Popcorn nerven und die Pausen zu lang sind?

Es gibt immer das Dafür und das Dagegen. Wir sind eine krisenerprobte Branche und das Spiel zwischen Journalisten und den Kinos existiert nicht erst seit der Coronakrise. Die Journalisten sagen das Kino gern tot, wir glauben an sein Überleben.

Es ist das Eintauchen in eine Geschichte, die Konzentration, die grosse Leinwand, der abgedunkelte Saal. Es ist ein anderes Wahrnehmen einer Geschichte als zu Hause auf dem Sofa.

Aber die Zahlen reden doch eine deutliche Sprache? Die Kinoeintritte gehen zurück.

Das würde ich so nicht unterschreiben. Die Schweiz ist ein sehr gutes Kinoland, die letzten 50 Jahre verzeichneten eine hohe Zahl bei den Kinoeintritten. In den letzten Jahren waren es etwas weniger, aber immer noch sehr stabil. Man muss bedenken, dass es das Kino seit über 100 Jahren gibt. Seit da wird es immer wieder totgesagt und seit da hat es viele Krisen gemeistert.

Dank Streaming bekommen Schweizer Filme eine längere Plattform.

Man denke an den Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm, ans Aufkommen des Fernsehens, später des Streamings. Ich will es nicht so negativ sehen. Streaming ist nicht unser grösster Konkurrent, es ist eine Realität, mit der wir uns auseinandersetzen und Synergien nutzen wollen.

Es ist zum Beispiel für einen Schweizer Film schön, wenn er auf einer Streamingplattform länger präsent sein kann. Trotzdem ist für die Sichtbarkeit von Schweizer Filmen auch das Kino wichtig.

Das Gespräch führte Simon Leu.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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