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Kirche und Sterbehilfe Pascal Mösli, wie geht gutes Sterben?

Anfang Woche veröffentlichten die reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn einen Leitfaden zum Thema Sterbehilfe. Er ist auf Wunsch von Pfarrerinnen und Pfarrern erarbeitet worden und gibt theologische und seelsorgische Antworten auf das Thema assistierter Suizid.

Sofern sie dies mit ihrem Gewissen und ihrer theologischen Haltung vereinbaren könne, dürfen Pfarrerinnen und Pfarrer Sterbewillige in den durch eine Sterbehilfeorganisation herbeigeführten Tod begleiten, so die Kirche. Wesentlich mitgeprägt hat diese Haltung der Berner Pfarrer Pascal Mösli.

Pascal Mösli

Theologe und Supervisor

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Pascal Mösli (52) ist ausgebildeter Theologe und Supervisor. In den reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn ist er für die Spezialseelsorge und Palliative Care verantwortlich. Während sieben Jahren war er Co-Leiter der Seelsorge am Inselspital. Zudem arbeitet er als freiberuflicher Coach und Dozent.

SRF Regionaljournal: Pascal Mösli, wie kam diese neue Haltung der Kirche zu Stande?

Pascal Mösli: Erstens war wichtig, dass diejenigen Personen, die sich aus einer Notlage für einen assistierten Suizid entscheiden, angehört werden. Und das anerkannt wird, dass sie das Recht auf eine seelsorgerische Begleitung haben.

Es braucht eine Kirche, die sagt: ‹Wir lassen euch bis am Schluss nicht im Stich.›

Zweitens war es nötig, dass auch die Angehörigen, die diese Unterstützung ebenfalls wünschen, angehört werden. Da braucht es eine Kirche, die sagt: ‹Wir lassen euch bis am Schluss nicht im Stich.›

Sie sind selber Pfarrer. Auf welchen Erfahrungen beruht Ihre persönliche Haltung zum Thema Sterbebegleitung und Kirche?

Ich habe in Spitälern, Altersheimen und auf Palliativ-Stationen verschiedene Leute begleitet, die sich in einer schweren Not befanden. Dabei habe ich gespürt, wie schwierig dass es ist, eine solche Situation auszuhalten. Zudem hatte ich den Eindruck, es gehöre zum Respekt, dass eine Person in diesem Moment nicht alleine gelassen wird.

Motive für einen assistierten Suizid sind auch Einsamkeit und die Furcht, Angehörige zu belasten. Diese Motive versuchen Sie jedoch zu verhindern?

Das stimmt. Ich bin der Meinung, man sollte einer Person wenn möglich in dieser Einsamkeit begegnen können. Das geht aber nur, wenn man die Wünsche dieser Person und damit auch den Sterbewunsch anerkennt. Und es geht darum, zum Ausdruck zu bringen, dass die andere Person wichtig ist. Das gilt nicht nur für Einzelbegleitungen, sondern auch für die Gesellschaft; dass man sich sagt: ‹Mir ist wichtig, dass du da bist.›

Sie bieten Kirchgemeinden Kurse an, beispielsweise zum Thema ‹Gutes Sterben, wie geht das?›. Was antworten Sie, wenn Ihnen jemand diese Frage stellt?

Ich würde antworten, dass gutes Sterben für mich damit zu tun hat, in Verbindung mit der Natur und mit Menschen zu sein, die mir wichtig sind. Und ich würde auch zurückfragen: ‹Was ist gutes Sterben für Sie?› Aus diesem Hin und her entsteht ein Dialog, der Antworten darauf gibt, was gutes Sterben sein kann.

Das Gespräch führte Peter Brandenberger.

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