Am 30. September 1918 streikten in Zürich die Bankangestellten. Sie forderten «bessere Belöhnung», konkret einen Mindestlohn von 225 Franken im Monat.
Die Bankangestellten waren unzufrieden. Sie litten unter der Inflation, verursacht durch den 1. Weltkrieg. «In der Kriegszeit stiegen die Preise, die Löhne blieben gleich. Das sorgte bei einfachen Arbeitern und Angestellten für eine Lohneinbusse von etwa einem Fünftel», sagt der Basler Historiker Bernard Degen.
Organisiert hatte den Streik der Zürcher Bankpersonalverband, der dieses Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum feiert. Kurz nach seiner Gründung verzeichnete die Organisation einen rasenden Mitgliederzuwachs. Bald waren fast zwei Drittel aller Zürcher Bankangestellten Mitglied.
Hilfe für Banker, die den Job verlieren
Dass sich die Bankangestellten gewerkschaftlich organisierten, ja sogar streikten, war neu. Der Streik alarmierte die Bankdirektoren. Schon am zweiten Streiktag gingen sie auf die Forderungen ihrer Angestellten ein.
Wenige Wochen später kam es zum Landesstreik. Die Zürcher Banker aber sind seit dem 30. September 1918 nicht mehr in den Streik getreten. Dabei gäbe es Gründe, sich zu wehren: Wenn Banken Löhne senken, Stellen verlagern oder sogar abbauen, trifft das vor allem einfache Angestellte.
Zum Streiken aufrufen möchte der heutige Präsident des Zürcher Personalverbandes, Roger Bartholdi, aber nicht. «Streiken war 1917 das letzte Mittel, die Voraussetzungen damals waren ganz anders als heute», sagt er.
Bartholdi, der bei einer Grossbank arbeitet und für die SVP im Zürcher Gemeinderat sitzt, setzt auf Sozialpläne. Diese handelt der Bankpersonalverband mit den Banken für die Bankangestellten aus, sollten sie die Stelle verlieren.
Und Bartholdi möchte den Bankpersonalverband bekannter machen. Heute sind nämlich nur 4 von 100 Zürcher Bankern Mitglied bei der Organisation.