Hat der Wallfahrtsort im Kanton Solothurn eine Zukunft? Und welche? Das soll das Projekt «Mariastein 2025» herausfinden. Geleitet wird es vom ehemeligen SRG-Kadermann Mariano Tschuor. Seit dem 1. Januar 2019 ist er im Amt.
Der Auftrag: Tschuor soll «die Basis legen für die gedeihliche Weiterentwicklung des Klosters und des Wallfahrtsorts». Unter anderem geht es um die zukünftige Tätigkeit der Benediktinermönche, die Gestaltung des Klosterplatzes, die Nutzung der Immobilien des Klosters und um die Finanzierung.
SRF: Mariano Tschuor, was verbindet Sie mit dem Kloster Mariastein?
Mariano Tschuor: Seit 25 Jahren gehe ich nach Mariastein in die Exerzitien, ich ziehe mich dorthin zurück. Im Jahr 1994 hab ich in Mariastein eine Fernsehsendung realisiert und damals habe ich mich in die Landschaft und das Kloster verliebt.
Das Kloster Mariastein steht vor grossen Herausforderungen: Die Mönche werden immer älter (im Durchschnitt sind sie über 70) und weniger (noch sind es 17), das traditionelle katholische Wallfahrtspublikum bricht weg. Braucht es das Kloster Mariastein überhaupt noch?
Wir sind nicht weniger gläubig geworden in Mitteleuropa. Aber wir haben vielleicht vergessen, dass man einen spirituellen Zugang braucht, um weiterzukommen im eigenen Leben und auch um etwas Sinnvolles zu gestalten.
Wir sind der Meinung, dass Mariastein als spiritueller Ort – man könnte modern auch von einem Kraftort sprechen – eine Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln. Vielleicht unter anderen Umständen. Wir müssen uns die Frage stellen, ob es Benediktinermönche sein müssen, die den Wallfahrtsort pflegen, oder ob dies nicht auch eine andere Gemeinschaft tun könnte.
Ist das Ende des Klosters Mariastein aus Ihrer Sicht eine Option?
Wenn wir zum Schluss kommen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, dann werden wir konsequent sein und das Kloster dem Staat Solothurn zurückgeben. Denn der Staat Solothurn hat das Kloster ja 1971 wiederhergestellt. Aber das Aus wäre die allerletzte Option, es gibt auch andere Optionen. Und es gibt auch etwas anderes, das wir im christlichen Glauben haben: die Hoffnung.
Das Gespräch führte Ralph Heiniger.