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Knapp vor dem Lehrermangel Die Suche nach Lehrpersonen ist eine schwierige Hausaufgabe

Luzern hat die meisten Lehrerstellen besetzt. Aber: Eine Pensionierungswelle steht an - und die Schülerzahlen steigen.

Die gute Nachricht: Dem Kanton Luzern ist es gelungen, die meisten offenen Lehrerinnen- und Lehrerstellen im kommenden Schuljahr zu besetzen. Die schlechte Nachricht: Es war alles andere als einfach.

Denn die Zahl der Bewerbungen geht zurück. «Vor fünf oder sechs Jahren hatten wir auf eine offene Stelle als Primarlehrperson noch bis zu fünfzig Bewerbungen», sagt Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung. «Heute kommen vielleicht noch drei oder vier Bewerbungen rein – und wenn von diesen dann jemand abspringt, weil er woanders eine Stelle angenommen hat, und eine zweite Person nicht alle Anforderungen erfüllt, wird’s schon eng.»

Baby-Boomer erreichen das Pensionsalter

Das Problem dürfte sich in Zukunft verschärfen – das bestätigt Christine Huber von der Pädagogischen Hochschule Luzern. Sie übernimmt im Herbst die Leitung der Primarschul-Lehrer-Ausbildung und hat sich daher intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. «In den kommenden Jahren erreichen die Lehrpersonen aus der Generation der Baby-Boomer das Pensionsalter», sagt sie. Das habe zur Folge, dass innert relativ kurzer Zeit viele langjährige und verdiente Lehrerinnen und Lehrer aus dem Beruf ausschieden und eine personelle Lücke hinterliessen.

Nachwuchs kann Lücke nicht füllen

Eine Lücke, die so gross ist, dass die jungen Lehrerinnen und Lehrer, die aus der Ausbildung kommen, sie nicht allein füllen können. Die Pädagogischen Hochschulen in der Zentralschweiz melden zwar Rekordzahlen bei den Anmeldungen zum Studium: In Zug beginnen im Herbst rund 150 Frauen und Männer ihr Studium, in Schwyz gut 120, in Luzern über 600.

Aber: Sie müssten nicht nur die Pensionierungswelle der Baby-Boomer auffangen, sondern auch gleich noch mit den Schülerzahlen fertig werden, die seit 2017 wieder steigen und gemäss Bildungsbericht des Bundes bis 2025 ein historisches Höchstmass erreichen sollen.

Mehr Quereinsteiger oder höhere Pensen?

«Mit dem Nachwuchs allein geht es nicht», sagt darum Christine Huber. «Wir müssen versuchen, mit einer attraktiven Ausbildung zusätzliche Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen.» Im Fokus hat sie die sogenannten Quereinsteiger – Berufsleute, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben und nun auf den Lehrerberuf umsatteln wollen.

Für Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern, gäbe es auch noch eine andere Möglichkeit: Höhere Arbeitspensen. «Ein grosser Teil der Lehrpersonen in der Volksschule arbeitet Teilzeit – und wenn jede und jeder nur eine oder zwei zusätzliche Lektionen unterrichten würden, wäre die Situation entschärft», sagt er.

Knackpunkt Job-Attraktivität

Christine Huber bezweifelt das: «Gerade unsere Studenten wollen vielfach in den Beruf, weil er Teilzeitpensen ermöglicht», sagt sie. «Würden die Pensen erhöht, könnte dies dazu führen, dass der Lehrerberuf unattraktiver würde und sich die heutige Situation weiter zuspitzt.»

Wie der Bildungsbericht des Bundes zeigt, ist es um die Attraktivität des Berufs bereits heute nicht zum Besten bestellt: Jede fünfte Lehrperson steigt in den ersten fünf Jahren nach der Ausbildung wieder aus dem Job aus.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17.07.2020, 17:30 Uhr ; 

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