Der kantonale Richtplan, mit dem der Berner Regierungsrat die Raumplanung im Kanton steuert, sorgte immer wieder für grosse Diskussionen zwischen Kanton Bern und Stadt Thun. Dieser Plan hat nämlich zur Folge, dass die Gartenstadt Thun kein neues Bauland mehr einzonen darf.
Am Schluss der Rangliste
Das liege an den Regeln, die der Kanton in diesem Richtplan definiert habe, sagt der Thuner Stadtpräsident Raphael Lanz: «Wir hatten schon von Anfang an das Gefühl, dass dieses System zu schwierigen Resultaten für Thun führen würde. Und das hat sich bestätigt.»
Im Richtplan werden die drei grössten Städte im Kanton Bern miteinander verglichen: Bern, Biel und Thun. Weil der Thuner Stadtboden weniger dicht bebaut ist und sich die Stadt historisch anders entwickelt hat, war von Beginn weg klar, dass Thun am Schluss der Rangliste landen würde.
Minus die ländlichen Gebiete
Das heisst also, dass es keine neuen Bauzonen mehr gibt in Thun. Aber das widerspreche dem Grundsatz, dass man in den Zentren verdichten wolle, sagt Stadtpräsident Lanz. Und deshalb habe man sich nun mit dem Kanton darauf verständigt, Thun als Spezialfall zu behandeln.
Zum Beispiel würden die ländlichen Gebiete Goldiwil und Allmendingen nicht in die Berechnung miteinbezogen, wie dicht Thun besiedelt ist, sagt Regierungsrätin Evi Allemann, in der Kantonsregierung zuständig für die Raumplanung: «Das gibt etwas mehr Luft, damit sich auch Thun weiterentwickeln kann.»
Eine Ausnahme fürs Oberland?
Eine Ausnahmelösung würden sich allerdings auch andere Gemeinden im Kanton Bern wünschen, gerade auch jene im Berner Oberland. Vor einigen Jahren gingen 40 Oberländer Gemeinden gemeinsam auf die Barrikaden gegen die Raumplanungs-Regeln von Kanton und Bund. Zum Beispiel Barbara Josi, Gemeinderatspräsidentin von Wimmis.
Wenn Thun eine Extrawurst erhält, dann frage ich mich, warum nicht auch die Randregionen?
Viele Gemeinden hätten wegen dieser Regeln kaum mehr Entwicklungsmöglichkeiten. «Wenn Thun eine Extrawurst erhält, dann frage ich mich, warum nicht auch die Randregionen?», so Barbara Josi.
Man könne nicht allen Ausnahmen in Form einer generellen Praxisänderung anbieten, winkt Regierungsrätin Evi Allemann ab. Und: «Der Kanton legt auf der Achse Biel-Bern-Thun gewisse Prioritäten und hat das auch immer schon so gemacht.» Barbara Josi will trotzdem weiterkämpfen. Die Baustellen im Bereich Raumplanung dürften in Zukunft nicht weniger werden.