Im Park am Kirchner Museum in Davos zeigt die ETH Zürich derzeit eine Ausstellung über den Wandel von Davos, vom Kur- zum Kongressort. Kuratorin Martina Schretzenmayr von der ETH im Gespräch.
SRF News: Martina Schretzenmayr, die moderne Medizin hat spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts die klassischen Lungenkuren abgelöst. Für den Lungenkurort Davos bedeutete dies einen Rückgang an Übernachtungen. Wie begegneten die Davoser dieser Situation?
Martina Schretzenmayr, Raumplanerin ETH: 1952 hat die Deutsche Bundesärztekammer die Davoser angefragt, ob sie ihren Jahreskongress in Davos ausrichten können. Für Davos, das auf der Suche nach einem neuen touristischen Standbein war, kam diese Anfrage sehr gelegen. 1953 fand dann tatsächlich der erste Kongress statt.
Wieso wollten die Ärzte nach Davos?
Die Ärztekammer hat mehrere Kurorte angeschrieben. Viele haben gar nicht geantwortet. Anders die Davoser, sie haben ihren Theatersaal zur Verfügung gestellt. Die Bundesärztekammer kehrte anschliessend jedes Jahr zurück, Vertreter anderer Medizinbranchen reisten daraufhin ebenfalls nach Davos für ihre Kongresse. Die Kongresse wurden grösser und grösser, bis der Theatersaal irgendwann keinen Platz mehr bot.
In Davos wurde deshalb das Kongresszentrum gebaut, wo heute jedes Jahr das WEF stattfindet. Wie wichtig war dieser Schritt?
Das neue Kongresszentrum war wohl entscheidend dafür, dass sich Davos als Kongressort halten konnte. Hätte man dies nicht getan, hätten sich die Veranstalter wohl irgendwann einen anderen Austragungsort gesucht.
Heute steht Davos als Kongressort aber dennoch unter Druck. Touristiker befürchten, dass diverse Medizinalkongresse wegziehen könnten. Dies unter anderem wegen strengeren Richtlinien der Branchenverbände. Wie berechtigt sind diese Sorgen?
Davon ist nicht nur Davos betroffen, die Kongressorte weltweit stehen unter Druck. Ich glaube aber, dass Kongresse ihre Bedeutung behalten und Davos aufgrund der langen Tradition beliebt bleiben wird.