Als Denis Bitterli, der Schulleiter der Gallenacher-Schule, vor eineinhalb Jahren sein Gesuch für eine Privatschule einreichte, musste er sich nicht mehr vorstellen. Als ehemaliger Schulleiter einer staatlichen Schule und als Experte für Mobbing an Schulen war er auf dem Amt für Volksschulen nicht nur gut bekannt, er hatte auch einen guten Ruf.
Bitterli legte die Dokumente vor, die das Amt von ihm verlangte. Dazu gehörte auch ein Businessplan. Doch das Hauptaugenmerk beim Kanton lag nicht auf den Finanzen, sondern auf dem pädagogischen Konzept. Fabienne Romanens, Sprecherin der Bildungsdirektion: «Eine private Schule ist ein privates Unternehmen, bei dem man eigentlich davon ausgehen muss, dass die Kompetenz vorhanden ist, ein Unternehmen zu führen.»
Ein Unternehmen-Sammelsurium
Die Firma, die hinter der Gallenacher-Schule steckt, musste jetzt aber die Bilanz deponieren. Ein Blick auf den Handelsregisterauszug dieser Firma «Lebensart003» zeigt, dass diese neben der Schule alles Mögliche anbot: Aus- und Weiterbildung im Bereich Grafi und Design, Konzepte, Produktionen, Handel mit IT-Produkten, Coaching, Beratungen, Mediationen, Kurse. Das einbezahlte Kapital aber beträgt gerade einmal 21 000 Franken. Damit haftet die Firma jetzt.
Allerdings reicht dieses Geld bei weitem nicht, um das finanzielle Loch zu stopfen, das sich jetzt auftut: eine sechsstellige Summe, wie ein Geschäftsleitungsmitglied der Firma gegenüber dem Regionaljournal Basel jetzt bestätigt. Mehr will er nicht sagen. Nur noch so viel: Die Schule sie zu schnell gewachsen. 1200 Franken Schulgeld pro Monat seien zu tief gewesen. Gleichzeitig seien die Ausgaben für Lehrerinnen und Lehrer und Mieten angestiegen. Deshalb seien die Finanzen schliesslich aus dem Ruder gelaufen.
Eltern haben keine Garantie, dass eine Privat-Schule weiter besteht.
Beim Kanton erfuhr man erst vor zehn Tagen von den finanziellen Schwierigkeiten der Schule. Dass man schon bei der Betriebsbewilligung vor eineinhalb Jahren die Finanzen hätte unter die Lupe nehmen müssen, weisst man bei der Bildungsdirektion zurück. «Eltern müssen sich bewusst sein, dass sie an einer Privatschule keine Garantie haben, dass die Schule weiter besteht», sagt Fabienne Romanens.
Eltern wollen neue Schule gründen
Die Schliessung der Privatschule Gallenacher jedenfalls ist definitiv: Denn vorgestern gaben die Verantwortlichen die Betriebsbewilligung zurück. Damit ist unklar, in welche Schule die betroffenen 144 Schülerinnen und Schüler nach den Fasnachtsferien gehen werden.
Eine Gruppe von Eltern, die sich in einer Taskforce zusammengeschlossen haben, hofft immer noch auf eine Anschlusslösung. Sie informierten gestern andere Eltern der Schule darüber, dass sie bis am Fasnachtsmontag ein Dossier für die Betriebsbewilligung für eine neue Schule nach ähnlichem Muster einreichen möchten. Der Kanton verspricht, dass er dieses Gesuch «beschleunigt» behandeln wolle. Ob dies aber reicht, damit eine neue Schule nach ähnlichem Muster schon nach den Fasnachtsferien die Tore öffnen kann, ist völlig offen.
Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr