Jedes Jahr lässt der regionale Energieversorger IB Wohlen (IBW) sein Gasnetz kontrollieren. Zu den rund 100 Kilometern Gasleitung in Wohlen und sechs umliegenden Gemeinden kommen 20 Kilometer Zuleitungen zu den versorgten Gebäuden.
Reto Rehli kontrolliert im Auftrag der IBW das Gasnetz. Die über 100 Kilometer Leitungsnetz läuft er zu Fuss ab. Alle ungefähr eineinhalb Meter drückt er einen Stab mit Saugglocke auf den Boden. Der Stab ist über einen Schlauch mit einem Messgerät verbunden, das Rehli am Gurt trägt. Wenn der Messwert die Grenze von 10 ppm (10 Teile Gas pro eine Million Teile Luft) überschreitet, piepst das Gerät.
Vom Satelliten geleitet
Geleitet wird der Gasleck-Orter durch eine Karte, die vor ihm auf einem Bildschirm angezeigt wird. Darauf ist jede Gasleitung abgebildet. Durch die Satellitenverbindung des GPS-Empfängers am Rücken weiss der Kontrolleur stets seine genaue Position. Die abgelaufene Strecke wird protokolliert, allfällige Lecks auf der Karte vermerkt.
Die Messung erfolgt allerdings nicht exakt den Gasleitungen entlang, Kontrolleur Rehli misst bei Rissen im Boden, bei Randsteinen oder Strassenlampen. Dort trete das Gas am ehesten aus. Je nach Menge Gas, die austritt, erfolgt später eine erneute Kontrolle.
Im Notfall klopfen, nicht klingeln
Bei einem Wert von 750 ppm läuten bei Reto Rehli die Alarmglocken. Dann müsse gehandelt werden. Er informiert den Auftraggeber per Telefon, damit das Leck gefunden und geschlossen wird.
Heikel werde es auch, wenn er in der Nähe eines Gebäudes einen hohen Wert messe. Durch Klopfen an der Türe versuche er dann, auf sich aufmerksam zu machen – klingeln sei nicht möglich, da der Funke der Klingel eine Explosion auslösen könnte.
Nur bei schönem Wetter wird kontrolliert
Die IB Wohlen sind einer von sieben Aargauer Energieversorgern mit eigenem Gasnetz. Erdgas werde in der Region vor allem zum Heizen verwendet oder für Prozesswärme in der Industrie, erklärt Urs Münger von der IBW. Das Unternehmen beliefere etwa auch Dottikon ES im benachbarten Dottikon. Zum Kochen werde Gas heute allerdings immer weniger verwendet. In Wohlen gebe es noch etwa 150 bis 200 Gasherde.
Trotz des technologischen Fortschritts: Für Münger ist die Kontrolle mittels Ablaufen des Gasnetzes weiterhin die beste Lösung – und die genauste. So braucht es die Arbeit von Gasleck-Ortern wie Reto Rehli auch weiterhin. Sie müssen vor allem dann arbeiten, wenn andere im Schwimmbad sind. Am besten könne man Gaslecks finden, wenn es heiss und trocken sei, so Rehli. Bei nassem oder gefrorenem Boden oder Schnee gelange das Gas nicht an die Oberfläche.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)