Der natürliche Schneefall hat auf die künstliche Beschneiung nur noch begrenzt Einfluss. Die meisten Skigebiete beginnen bereits im November damit, die Pisten mit Kunstschnee zu präparieren. Damit sie für die Weihnachtstage und den Saisonstart bereits befahrbar sind.
Auch in der Jungfrauregion im Berner Oberland ist das so. «Der heutige Skifahrer fährt auf einer konstant gut präparierten Piste. Und da sind wir auf Kunstschnee angewiesen», sagt Christoph Schläppi. Er sitzt in der Geschäftsleitung der Jungfraubahnen.
Aus Trinkwasser wird Schnee
Insgesamt braucht die Jungfrauregion in einer Wintersaison rund 440'000 Kubikmeter Wasser für die künstliche Beschneiung. Dieses Wasser stammt unter anderem aus fünf Speicherseen. Diese werden aus Bächen, aber auch aus dem Überschuss lokaler Trinkwasserreservoirs gespiesen. In der Gemeinde Grindelwald fliessen rund vier Prozent des jährlichen Trinkwasserbedarfs in die künstliche Beschneiung.
Beim Kanton fehlt die Übersicht, wie viel Wasser wo verwendet wird.
Das findet Klaus Lanz problematisch. Er leitet das unabhängige Forschungs- und Beratungsinstitut International Water Affairs und findet, der Kanton Bern habe ein Planungsdefizit in diesem Bereich. «Es fehlt die Übersicht, wie viel Wasser wo verwendet wird und ob das alles wirklich rechtlich abgesichert ist.»
Zudem gibt es seiner Meinung nach eine Lücke im Gesetz. Da Betreiber von Skigebieten oft überschüssiges Trinkwasser aus lokalen Trinkwasserreservoirs kaufen – wie die Jungfraubahnen – müssten sie sich nicht an Restwasssermengen halten. Wenn hingegen aus Bächen Wasser für die künstliche Beschneiung entnommen wird, so müssten sie sich an bestimmte, vom Kanton vorgegebene Restwassermengen halten.
Kanton sieht keinen Handlungsbedarf
Diese Vorwürfe weist Olivia Lauber von der Abteilung für Gebrauchswasserschutz des Kantons Bern zurück. «In Konzessionen ist genau festgelegt, zu welchen Bedingungen und Bestimmungen das Wasser genutzt werden kann. Dort haben wir eine Aufsichtspflicht.»
Der Kanton Bern ist gut gewappnet.
Aber es gebe natürlich auch andere Wasserbezugsquellen, wie etwa private Quellen oder lokale Trinkwasserreservoirs. Dort sei es den Besitzern überlassen, was sie mit dem überschüssigen Trinkwasser machten. Lauber findet deshalb, der Kanton sei mit der aktuellen Gesetzgebung gut gewappnet gegen den steigenden Bedarf an Kunstschnee und dem dadurch erhöhten Wasserbedarf.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30/06:32 Uhr)