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Kosten im Gesundheitswesen Aarburg senkt die Pflegekosten um die Hälfte – eine Behauptung?

Von der öffentlichen Spitex zu einer privaten – damit könne man Geld sparen, sagt die Gemeinde. Doch es gibt Zweifel.

  • Seit Januar betreut in Aarburg die private Spitex Lindenpark alte und kranke Leute in deren Häusern und Wohnungen.
  • Damit spare man im Vergleich mit der öffentlichen Spitex die Hälfte der Restkosten in der Pflege, teilt der Gemeinderat nun nach drei Monaten mit der privaten Spitex mit.
  • Man bezahle nicht mehr ein nach oben offenes Defizit der Spitex, sondern genau definierte Stundenansätze.
  • Der Spitexverband Aargau zweifelt die Zahlen aus Aarburg an. Drei Monate seien viel zu kurz für eine abschliessende Beurteilung.

Martina Bircher ist Gemeinderätin der SVP in Aarburg und zuständig für die sozialen Dienste. Am Dienstag publizierte sie im Namen des Gemeinderates eine Erfolgsmeldung mit dem Titel: «Private Spitex ein Erfolgsmodell».

Seit Anfang 2018 betreut nicht mehr die öffentliche Spitex die alten und kranken Menschen im Städtchen, sondern die private Spitex Lindepark aus Oftringen. Und diese arbeite gleich gut, aber viel günstiger, teilt der Gemeinderat von Aarburg nach 100 Tagen mit. Nach einer Hochrechnung könne man 2018 über eine Viertelmillion Franken sparen, das sei etwa die Hälfte der bisherigen Kosten.

Den Grund erklärt Martina Bircher so: «Wir haben einen Vertrag und sagen, wie viel wir für eine Pflegestunde bezahlen und nicht mehr. So sparen wir 50 Prozent.» Bei der öffentlichen Spitex sei es so, dass diese jeweils einfach ihr Defizit auf die Gemeinde überwälzt habe. «Wenn wir jedes Jahr immer das Defizit tragen, entwickeln sich solche Organisationen nicht, sie schauen quasi nicht aufs Geld.»

Zu gut um wahr zu sein?

Per Federstrich viel Geld sparen, und das erst noch bei gleichen Leistungen, kann das funktionieren? Beim Dachverband der öffentlichen Spitex-Organisationen im Aargau ist man skeptisch.

Man kenne erstens die genauen Zahlen nicht, betont Max Moor, Geschäftsführer des Spitexverbandes Aargau. Und zweitens seien das Gesundheitswesen und die damit verbundenen Kosten sehr komplex. Nach 100 Tagen schon eine Bilanz zu ziehen sei verfrüht. Und – drittens – müsse man schauen, was überhaupt verglichen werde. So würden zum Beispiel die Kosten für die Kinder-Spitex seit Anfang 2018 gar nicht mehr den Restkosten zugerechnet.

Max Moor sagt: «Es gibt auch diverse öffentliche Spitexen, die einen fixen Betrag pro Stunde oder Kopf der Bevölkerung aushandeln mit den Gemeinden. Ich kann mir schwer vorstellen, dass man einfach so 50 Prozent der Kosten sparen kann. Der grösste Kostenblock sind die Lohnkosten. An denen kann man nicht einfach so schrauben.»

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