Lange wurde geplant, lange haben sich Schwingbegeisterte darauf gefreut – und nun ist es schon wieder vorbei: Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug.
Für einen Schwingerkönig aus der Innerschweiz reichte es zwar nicht, dennoch machten einige Innerschweizer auf sich aufmerksam – allen voran Joel Wicki, der am Schluss gleich viele Punkte hatte wie Schwingerkönig Christian Stucki.
Aber auch der Zuger Schwinger Marcel Bieri machte von sich reden. Der 24-jährige Lehrer hat sein grosses Ziel erreicht: Er gewann einen eidgenössischen Kranz.
SRF News: Marcel Bieri, welcher Moment am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Marcel Bieri: Bestimmt der Moment, als ich den letzten Gang um einen Kranz gewinnen konnte. Ich war nervös, aber als ich merkte, dass ich es geschafft hatte, war die Freude unbeschreiblich. Und das war sie dann auch an der Rangverkündigung. Durch die Arena zu schreiten und dann gekrönt zu werden – das war ein Highlight
Ihr grosses Ziel war es, einen eidgenössischen Kranz zu holen. Das haben Sie jetzt geschafft, in Zug, vor Ihrer eigenen Haustür quasi – hatten Sie Heimvorteil?
Ja, ich empfand es als grossen Vorteil, in Zug selber antreten zu können. Im Vorfeld wusste ich nicht recht, ob mich das vielleicht eher hemmt. Aber glücklicherweise pushte es mich richtiggehend, besonders am ersten Tag, als ich starke Gegner hatte. Da spürte ich das Publikum im Rücken. Das hat mich schon sehr beflügelt.
Sie haben immer sehr locker gewirkt, hatten stets ein Lächeln auf den Lippen. Waren Sie wirklich so locker vor diesen 56'500 Zuschauerinnen und Zuschauern?
Ich war bestimmt nervöser als an anderen Schwingfesten. Aber ich konnte mich sehr gut auf die einzelnen Gänge konzentrieren. Ich konnte das ganze Drumherum gut ausblenden. Vom Moment an, als ich den Schwingplatz betrat, verspürte ich keine Anspannung mehr und nahm auch das Publikum nicht mehr richtig wahr.
Es wurde ein langer Abend. Zum Glück hatte ich am Montag noch frei.
Sie haben den Kranz gewonnen, sind jetzt ein «Eidgenosse», wie man unter Schwingern sagt. Wie haben Sie gefeiert?
Schon recht ausgiebig. Ich habe unzählige Hände geschüttelt, aber ich hatte auch ein paar Momente, in denen ich alleine war, das habe ich sehr geschätzt. Viele Leute wollen etwas von einem, das ist manchmal etwas zu viel, da braucht es hin und wieder eine kurze Pause. Aber ich habe es sehr genossen. Es wurde in langer Abend. Zum Glück hatte ich am Montag noch frei.
Werden Sie in Zug nun eigentlich auf der Strasse angesprochen?
In der Schule haben mich die anderen Lehrer und die Kinder angesprochen und gefeiert, klar. Aber in der Öffentlichkeit bisher eigentlich nicht. Und ich bin irgendwie froh darum. Ich würde mich nicht sehr wohl fühlen, wenn ich merken würde, dass da alle ein Auge auf mich werfen. Ich schätze ein gewisses Mass an Anonymität.
Das Schwing-und Älplerfest in Zug war das grösste, das es jemals gab, mit über 400'000 Besucherinnen und Besuchern. Die Schwinger waren aber in einem Camp abgeschottet – ein bisschen wie in einer eigenen Welt, ohne viel vom Fest rundherum mitzubekommen. War das nicht fast ein bisschen absurd?
Schon ein bisschen. Ich war meistens mit den anderen Schwingern zusammen und ging Abends nicht noch raus ans Fest. Das war von der Stimmung her wie ein ganz normales, kleines Schwingfest. In der Arena spürte man, dass alles viel grösser war als gewöhnlich, aber zurück im Schwingerdorf rückte das wieder in den Hintergrund.
Grösser kann ein Stadion nicht werden, organisatorisch liegt ein grösseres Fest nicht drin.
Passt ein Schwingfest mit diesen Dimensionen überhaupt zum Schwingsport?
Ich sehe da kein Problem. Das Fest war nicht zu gross, nicht zu sehr kommerzialisiert, Schwingen stand im Mittelpunkt. Aber ich denke, mit Zug hat man die maximale Grösse erreicht. Grösser kann ein Stadion nicht werden, organisatorisch liegt ein grösseres Fest nicht drin.
Der Innerschweizer Schwingerverband holte in Zug 13 Kränze. Im Vorfeld konnte man vermuten, dass noch mehr drinliegen würde. Wie beurteilen Sie die Leistungen des Innerschweizer Verbands?
Ich denke, es wäre schon mehr dringelegen, es gab den einen oder anderen Kranz, den wir leider nicht holen konnten. Aber die Teamleistung war extrem gut und sicher auch besser als an früheren Eidgenössischen Schwingfesten. Der frühere Kantönligeist war ausgeschaltet, wir haben uns gegenseitig gepusht.
Das Gespräch führte Sämi Studer.