Alfred Vogt aus dem aargauischen Scherz ist eigentlich Bauer. Vor zehn Jahren entdeckte er aber das Geschäft mit den Säuli-Rennen. Aus einem Hobby wurde ein Beruf. Die Milchkühe hat Vogt verkauft, den Kartoffel-Anbau reduziert. Seine Renn-Säuli sind ein wichtiger und lukrativer Betriebszweig geworden.
Jedes Jahr bildet er bis zu 80 Rennsäuli aus. So viele braucht er, um die vielen Säuli-Rennen über das ganze Jahre hinweg abdecken zu können. «Die Karriere einer Rennsau ist leider kurz.» Die Säuli holt er im Alter von zehn Wochen bei einem Züchter ab, trainiert dann vier Wochen lang mit ihnen jeweils morgens und abends, bis sie das erste Rennen bestreiten. «Nach einem Monat sind sie dann aber schon zu gross und zu dick, dann brauche ich wieder neue Säuli.»
Jeweils 14 Tiere trainiert Vogt in einer Gruppe. Gross Einfluss auf die sportlichen Karrieren hat er nicht. «Ich kann nicht vorhersehen, wer ein gutes Rennsäuli wird.» Es sei vor allem die Intelligenz, die zähle. «Gescheite Säuli wissen, dass sie das Schnörrli in den Futtertrog im Ziel stecken müssen – erst dann ist das Rennen gewonnen.» Viele Säuli hätten Flausen im Kopf. «Manche bleiben in der Kurve stehen, andere nehmen eine Abkürzung.»
Die Rennsäuli von Bauer Vogt haben alle einen Namen. «Wir müssen schliesslich wissen, wer im Training und in den Rennen wie abschneidet.» Die Ohrmarke behalten die Tiere auch nach ihrer Karriere, wenn sie auf dem Feld mit den normalen Mastsäuen leben. «So erkenne ich die Tiere wieder.» Die Bindung zwischen Trainer und Rennsäuli sei speziell: «Sie laufen mir nach wie ein Hündchen, auch dann noch, wenn sie im Ruhestand auf dem Feld sind.»
Dort – auf dem Feld – dürfen sie weitere zwei Monate das Leben geniessen, bevor Alfred Vogt sie zum Metzger bringt. «Es ist schon ein bisschen makaber. Die Tiere laufen mir in den Transporter nach, weil sie glauben, dass es wieder an ein Rennen geht. Stattdessen geht es zum Metzger.» Für den Bauer ist das normal, auch wenn ihm die Tiere ans Herz gewachsen sind. Aber: «Städter reagieren manchmal schockiert, wenn ich das erzähle.»