Eine Zahl sticht bei der Kriminalstatistik 2016 von Basel-Stadt ins Auge: Gewalt und Drohungen gegen Beamte haben um 91 Prozent zugenommen. Während 2015 noch 130 Fälle verzeichnet wurden, waren es im vergangenen Jahr 248. Für diesen starken Anstieg verantwortlich, ist vor allem das Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) Bässlergut. Dort landen Asylsuchende, wenn sie in die Schweiz einreisen.
Perspektivlosigkeit erzeugt Aggressivität
Dass es im vergangenen Jahr in diesem EVZ zu mehr Spannungen gekommen ist, bestätigt Astrid Geistert, die das Café der ökumenischen Seelsorge für Asylsuchende leitet. Das Café ist direkt neben dem EVZ in einer Baracke untergebracht und Anlaufstelle für die Asylsuchenden. «Letztes Jahr waren viele junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren hier», sagt sie. Viele von diesen Männern seien viele jahrelang auf der Flucht gewesen, hätten aber kaum Aussicht auf Asyl gehabt - weder in der Schweiz, noch in den umliegenden Ländern. «Diese Menschen haben keine Perspektive. Das macht einige aggressiv.» Dass es sich meist um Männer aus Nordafrika handelt, will Geistert nicht an die grosse Glocke hängen. «Die sind nicht aggressiver, weil sie aus einer bestimmten Region kommen, sondern weil sie für sich kaum eine Chance auf ein geregeltes Leben sehen.»
Vorbehalte gegenüber Statistik
Einen weiteren möglichen Grund sieht der Leiter des EVZ Bässlergut, Roger Lang, in einer statistischen Eigenart. Im EVZ arbeiten auch private Sicherheitsleute. «Diese sind laut Bundesgesetz mittlerweile auch Beamte. Mittlerweile sind sie sich dessen eher bewusst und erstatten bei Vorfällen vermehrt Anzeigen», sagt er. Würden sie Opfer einer Drohung oder gar von Gewalt, dann gehe dieses Delikt mittlerweile auf das Konto Drohung und Gewalt gegen Beamte.
Dass es im vergangenen Jahr zu mehr Auseinandersetzungen im EVZ kam, bestreitet er aber nicht. In den meisten Fällen hätten Asylsuchende untereinander Streitereien ausgetragen. Zu Gewalt oder Drohung gegen Beamte sei es meist dann gekommen, wenn Sicherheitsleute versucht hätten, die Streithähne zu trennen.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)