Das Bauernhaus der Familie Anderegg wird im Winter während sechs Wochen von keinem einzigen Sonnenstrahl gewärmt. In der Gemeinde Schattenhalb sind sie damit nicht die Einzigen.
Der Schatten ist am linken Aareufer im Haslital ein ständiger Begleiter. Das ist einerseits prägend und scheint die Bewohnerinnen und Bewohner von Schattenhalb andererseits erstaunlich wenig zu kümmern.
Auf einer Fluh oberhalb der Gemeinde Meiringen schmiegt sich der Hof von Andreas Anderegg nahe an den Abgrund. Die Felsbänder oberhalb halten die Sonne im Winter für längere Zeit von Dorf, Bewohnerinnen und Bewohnern fern. Wer damit aufwächst, tue sich aber nicht schwer damit, meint Andreas Anderegg.
Andreas Anderegg ist in Schattenhalb aufgewachsen und an die knappen Sonnenstunden im Winter gewöhnt. Er meint jedoch auch: «Der Schatten zieht die Leute nicht an. Es gibt nicht gerade viele, die nach Schattenhalb ziehen.»
Trotzdem habe Schattenhalb auch Vorteile. Die tieferen Immobilienpreise im Vergleich zu Meiringen seien nur einer davon.
Mitte Januar wird die Sonne das erste Mal wieder über dieses Felsband steigen. Immerhin fünf Minuten Sonnenlicht gäbe es dann. Bis zum Sommer wird es stetig mehr. Und dann sehe die Welt sowieso wieder ganz anders aus, weil es hier dann sogar mehr Sonne als in Meiringen gebe, sagt Anderegg.