Ammerswil hat 673 Einwohner. Viele arbeiten auswärts. Das ist schlecht für den lokalen Dorfladen. Ein Volg-Betrieb der Landi Hallwilersee. Der Laden in Ammerswil mache seit Jahren Verlust. «60'000 bis 70'000 Franken pro Jahr», sagt Urs Schryber, Mitglied der Geschäftsleitung der Landi Hallwilersee. Deshalb der Entscheid zur Schliessung.
Der Laden ist auch am Mittwochmorgen eher leer. Nur gerade drei Kundinnen zählt die SRF-Reporterin. Die Leute seien zu mobil, das sei wohl das Problem, vermutet eine Kundin, die hier noch ihre Einkäufe erledigt.
Die Leute sind zu mobil. Dabei war es sehr praktisch im Dorf einzukaufen.
Der Gemeinderat hat sich, zusammen mit engagierten Bewohnern, für eine Lösung eingesetzt. Ein neuer Besitzer für den Volg-Laden wurde gesucht. Einwohner wollten eine Interessengemeinschaft gründen, um den Laden zu erhalten. Funktioniert hat es nicht. Das Geschäft schliesst am 7. Januar definitiv.
Alternative Hofladen?
Vor allem für ältere Leute sei dies ein herber Verlust, sagen die Kundinnen gegenüber Radio SRF. Nicht nur für den Einkauf war der Volg an der Dorfstrasse wichtig, sondern auch als sozialer Treffpunkt. Der Laden bietet auch eine Kaffee-Ecke, hier konnten sich die Ammerswiler treffen.
Nun verschwindet dieser Treffpunkt also. Die Poststelle, die Bankfiliale und die einzige Beiz, das «Rütli», sind bereits geschlossen, zum Teil seit Jahren. Ein totes Dorf? Nein, heisst es hier.
So rasch gebe ich nicht auf. Wir sind alle motiviert eine Lösung zu finden.
Aufgeben sei kein Thema, erklärt Marianne Pfändler, eine engagierte Einwohnerin aus Ammerswil, im Interview mit Radio SRF. Sie ist im Kulturverein, und hat mit anderen aus dem Dorf für den Erhalt des Volgs gekämpft. Sie sieht einen Teil der Lösung im Hofladen der Familie Barmettler, gleich vis-a-vis des Volgs. Dieser bietet aktuell frisches Gemüse an. Aber es soll noch mehr werden.
Aus einer Freiämter Bäckerei soll demnächst frisches Brot ins Sortiment kommen. Vielleicht auch Sandwiches für Arbeiter und Autofahrer. Fleisch und Milchprodukte hingegen könne man im Hofladen nicht anbieten, sagt Marianne Barmettler. Sie führt den Betrieb gemeinsam mit ihren Söhnen.
Alternative Lenzburg?
Klar ist: Alle diese Angebote ersetzen nicht das relativ breite und sofort verfügbare Sortiment des bisherigen Volg-Ladens mitten im Dorf. Vielen – auch den älteren – Bewohnerinnen bleibt deshalb dann wohl doch nur der Einkauf im benachbarten Lenzburg.
Immerhin – auch hier gibt es eine relativ praktische Lösung, wie Marianne Barmettler erklärt. Man könne den Bus nehmen an den Bahnhof in Lenzburg. Dort gibt es seit kurzem einen Bahnhof-Shop der Migros. Einkäufe sind also auch weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.
Und vielleicht könne man auch Sammelbestellungen organisieren in einem benachbarten Volg-Laden. Auch davon werde im Dorf gesprochen, sagt Marianne Barmettler.
Die Menschen in Ammerswil sind kreativ, wollen den Kopf nicht in den Sand stecken. Das Dorf macht mit dem Verschwinden des Dorfladens aber wohl noch einen Schritt mehr in Richtung einer Durchfahrts- und Wohngemeinde. Es fehlt nicht an Dorfgeist, aber an Infrastruktur.
Immerhin: Es gibt noch eine Schule, es gibt Familien im Dorf. Die Schülerzahlen sind leicht gestiegen. Und es gibt Vereine. Einen Kulturverein, bald auch wieder einen Turnverein. «So lange das so ist, bleibt Ammerswil ein lebendiges Dorf», gibt sich auch Marianne Pfändler kämpferisch und optimistisch.