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Laienrichter im Kanton Uri Wenn Richter ohne juristische Ausbildung Urteile fällen

Die 23 Frauen und Männer, die als Richterinnen und Richter in der Pfarrkirche St. Martin am Mittwoch feierlich vereidigt wurden, sind mit Ausnahme der Vorsitzenden keine Juristinnen oder Juristen. Sie leisten einen 200 Jahre alten Schwur. Die Richter sollen sich nicht leiten lassen durch Freundschaft oder Feindschaft, heisst es darin, sie sollen keine Geschenke oder Geld annehmen.

Die Laienrichter sollen also unabhängig und unbefangen urteilen. In einem kleinen Kanton mit 36'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das eine besondere Herausforderung. Das sei zu meistern, meint Stefan Flury, einer der neuen Laienrichter. «Ein Eid und ein Gelöbnis ist nicht einfach ein dahergesagter Satz. Das bindet einem und gibt auch Kraft», sagt er im Gespräch mit SRF News.

Der Eid und das Gelöbnis ist nicht einfach ein dahergesagter Satz.
Autor: Stefan Flury Bauleiter und neu gewählter Laienrichter

Stefan Flury leitet aktuell das Tiefbauamt des Kantons Uri. Im Sommer wird er pensioniert und nimmt dann die Arbeit als Richter auf. Falls sich dann ein Interessenskonflikt ergeben würde, sei er verpflichtet, dies dem Gerichtspräsidenten zu melden und allenfalls in Ausstand zu treten.

Gerichtsurteile fällen ohne juristische Erfahrung sei möglich, das findet auch Angela Züst. Die Sozialarbeiterin ist mit 29 Jahren die jüngste Urner Richterin. Es brauche nicht unbedingt juristische Kenntnisse, aber Offenheit sich in die Materie einzulesen, meint sie. «Man hat verschiedene Erfahrungen und Hintergründe, die für einen Entscheid nützlich sein können.» Natürlich habe sie Respekt vor juristisch komplexen Fällen. Aber es gäbe ihr Sicherheit, dass an der Spitze des Gerichtes ein Jurist stehe.

Man hat verschiedene Erfahrungen und Hintergründe, die für einen Entscheid nützlich sein können.
Autor: Angela Züst Sozialarbeiterin und neu gewählte Laienrichterin

Diese Mischung aus Professionalität und Miliztätigkeit habe sich in Uri bewährt, sagt Justizdirektorin Heidi Z'graggen. Die Richtersprüche würden gut akzeptiert und das erhalte den Rechtsfrieden.

Im Juni tagen die neu gewählten Laienrichterinnen und -richter des Landgerichtes und des Obergerichtes erstmals in der neuen Zusammensetzung.

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