Im November 2018 jährt sich der Beginn des Landesstreiks zum 100. Mal. Nicht nur in den grossen Zentren Zürich und Bern, auch in Luzern wurde damals gestreikt. Der Historiker und ehemalige SP-Regierungsrat Paul Huber hat sich mit der lokalen Geschichte des Landesstreiks befasst: «Die Luzerner Organisatoren hielten sich an die Anordnungen des Oltener Aktionskomitees OAK.»
Der Streik war auch in Luzern von langer Hand gut vorbereitet.
Innert weniger Stunden nach dem OAK-Aufruf sei die Streikorganisation in Luzern aufgebaut worden: «Am 11. November 1918 gingen um Mitternacht beim Bahnhof Luzern die Lichter aus, die Eisenbahn fuhr nicht mehr. » In der Folge seien fast alle grossen Industriebetriebe in Stadt und Region Luzern bestreikt worden - Viscose, Schindler, von Moos. Neben der Eisenbahn sei auch die Trambahn bestreikt worden.
Auch in Luzern seien Armeeangehörige aufgeboten worden, um die Lage zu kontrollieren, sagt Paul Huber: «Vor der Nationalbank in Luzern, der heutigen Sammlung Rosengart, wurden gar Maschinengewehre aufgestellt.» Nach einer Intervention der Streikleitung entfernte die Armee die Waffen wieder.
Kleine Erfolge erzielt
Nach Streikende sei es im Kanton Luzern zu einer politischen Verhärtung gekommen. Zwar erzielten Sozialdemokraten und andere Linke bei den nächsten Wahlen einige Erfolge. Doch auch die bürgerliche Seite habe sich formiert, um künftig besser vorbereitet zu sein.
Trotzdem habe der Streik kleinere, unmittelbare Erfolge gezeitigt: «In der Metallindustrie, also bei Schindler, Bell oder von Moos wurde 1919 bereits die 48-Stunden-Woche eingeführt. Und auch zur Erfüllung der Landesstreik-Forderungen wie Frauenwahlrecht oder Nationalratsproporz haben die Luzerner Streikenden durchaus ihren Beitrag geleistet.»
Am Freitag, 16. November führt der Luzerner Gewerkschaftsbund eine Veranstaltung zum 100. Jahrestag des Landesstreiks durch. Dabei zeigt der frühere SRF-Mitarbeiter Joe Schelbert, ein Kenner des Landesstreiks in Luzern, die damaligen Entwicklungen nach.