Das kleine, urige Lokal mit tiefen Decken ist nur einen Katzensprung vom Ring entfernt. «Einige sitzen hier, trinken etwas und kaum kommt ein wichtiges Traktandum, rennen sie los», erzählt Ruth Bader und lacht. Andere wiederum werden von alteingesessenen Glarnern dazu eingeladen, mit ihnen den Landsgemeinde-Sonntag im «Glarnerstübli» an einem der begehrten Tische zu verbringen. «Letztes Jahr war sogar der EU-Botschafter zu Besuch», berichtet die Wirtin.
Die Allwissende
Überhaupt weiss Ruth Bader viel zu erzählen – sie ist über die kleineren und grösseren Geschichten im Ort bestens informiert. Stillsitzen kann sie kaum; sobald ein Gast das Lokal betritt, springt sie auf, wechselt einige Worte, fragt nach dem Befinden und serviert sogleich das Gewünschte.
Während der Landsgemeinde hat die Wirtin immer viel zu tun. Alleine wäre dieser Ansturm nicht zu bewältigen. Darum muss sie ihr Personal am Landsgemeinde-Sonntag aufstocken. «Ich brauche viele zusätzliche Leute. In der Küche sind sie während der Landsgemeinde zu dritt, sonst arbeitet der Koch alleine. Und mehr Servicepersonal brauche ich auch.» Aber diese Investition lohnt sich: «Der Umsatz ist nie so hoch wie am Landsgemeinde-Sonntag», sagt sie zufrieden. Aber man müsse halt auch etwas dafür tun. So stuhlt Ruth Bader bei schönem Wetter bis zur Apotheke und stellt ihren Gästen sogar die eigene Wohnung im Obergeschoss des «Glarnerstüblis» zur Verfügung.
«Ich kann da nicht weg»
Ihr eigener Stimmrechtsausweis kommt an der Landsgemeinde selten zum Einsatz. «Während im Ring debattiert wird, wollen die Gäste bewirtet werden. Ich kann da nicht weg», sagt sie bestimmt.
Wie in den meisten Glarner Restaurants werden am Landsgemeinde-Tag auch im «Glarnerstübli» unzählige Teller mit dem traditionellen Landsgemeinde-Menu serviert. Damit sämtliche Gäste ihre Mahlzeit innert nützlicher Frist bekommen, laufen die Vorbereitungen für die Landsgemeinde bereits am Vortag auf Hochtouren. «Dann rüsten wir massenhaft Zwiebeln», erzählt Ruth Bader begeistert, «und für die Sauce brauchen wir Unmengen Weisswein.» Für den Landsgemeinde-Tag hat sie 160 Kalberwürste bestellt. «Wenn das nicht reicht, muss ich beim Metzger Hösli neue holen», sagt sie aufgeregt, zeigt in die Richtung der Metzgerei und nimmt sogleich die nächste Bestellung eines Gastes, der soeben eingetroffen ist, entgegen.