Der jahrelange Kampf für die Vergabe von IT-Aufträgen hat sich für die Firma Abacus gelohnt. Nachdem sich das Unternehmen bereits 2018 auf eine Kooperation mit dem vormaligen Konkurrenten Abraxas geeinigt hatte, erhalten die Firmen nun gemeinsam einen Auftrag der Stadt St. Gallen.
Wie Abacus und die Firma Abraxas (die im vergangenen Jahr mit dem ehemaligen Verwaltungsrechenzentrum St. Gallen VRSG fusionierte) am Dienstag gemeinsam mitteilten, hat die Stadt St. Gallen den beiden Firmen einen Auftrag für eine neue Personal- und Finanzsoftware vergeben. Abraxas werde dabei eine Lösung von Abacus implementieren.
Die Lösung beinhalte eine integrierte Archiv- und Dossierführung und vernetze die Verwaltung. Die Stadtverwaltung werde in der Lage sein, ihren Administrationsaufwand zu reduzieren, hiess es.
Langer Rechtsstreit
Der Softwarehersteller Abacus hatte zuvor mehrmals gegen die Stadt St. Gallen und auch gegen andere Gemeinden des Kantons geklagt, unter anderem wegen wiederholter Rechtsverweigerung. Ein Streit zwischen Abacus und verschiedenen Gemeinden war im vergangenen Sommer mit einem Vergleich beendet worden.
Es ging dabei um die Frage, ob St. Galler Gemeinden ohne Ausschreibungen direkt Informatikaufträge an die Abraxas vergeben dürfen, die sich im Besitz der öffentlichen Hand befindet. Gegen die Gemeinde Wittenbach wehrte sich Abacus schliesslich bis vor Bundesgericht.
Am Ende des Rechtsstreits wurde im Rahmen des Vergleichs unter anderem festgelegt, dass die vier grössten Städte (St. Gallen, Rapperswil-Jona, Wil und Gossau) verpflichtet werden, die Software-Lizenzen für Finanzen und Personal gleichzeitig nach dem GATT/WTO-Verfahren öffentlich auszuschreiben.
Die einstigen Kontrahenten Abacus und Abraxas näherten sich ausserdem an und beschlossen 2018 schliesslich eine Partnerschaft, in deren Rahmen sie nun gemeinsam den Auftrag der Stadt St. Gallen erhalten haben.