Wie geht es nach den Sommerferien weiter? Manche Schule weiss auch am letzten Schultag noch nicht, wer alles in der Schulstube stehen wird. Der Berufsverband Bildung Bern macht sich Sorgen.
Nicht nur in den Randregionen, sondern auch in Agglomerationen ist es schwierig, Stellen zu besetzen. Und nicht nur für die Übertrittsstufe 5./6. Klasse, sondern auch auf der Unterstufe harzt es.
Beispiel Studen/Aegerten: Acht Stellen hatte Schulleiter Beat Schneeberger zu besetzen. Und er hat sich früh auf die Suche gemacht, schon Anfang März. Doch die Suche lief schlecht. «Wir mussten Kompromisse eingehen», sagt Schulleiter Beat Schneeberger. Er hat nun Lehrkräfte eingestellt, die Fächer unterrichten müssen, für die sie nicht ausgebildet sind.
Im schlimmsten Fall müssen wir die Klasse schliessen.
Eine 4./5. Klasse ist nach wie vor ohne Lehrkraft. «Im allerschlimmsten Fall müssen wir die Klasse schliessen und die 22 Schülerinnen und Schüler auf andere Klassen aufteilen.» Noch hofft der Schulleiter auf die Pädagogische Hochschule Bern. Sie vermittelt Studierende im letzten Ausbildungsjahr an Schulen mit offenen Lehrstellen.
Beispiel Lauterbrunnen : «Am Morgen unterrichten, am Nachmittag auf die Piste». So versuchte man in Lauterbrunnen eine Lehrkraft für die 5./6. Klasse zu finden - erfolglos. «Wir haben keine einzige Bewerbung erhalten», sagt Schulleiter Andreas Kummer. Eine schwierige Situation, vor allem für die Schülerinnen und Schüler, die nicht wissen, wer sie nach den Sommerferien unterrichtet. Und auch die Stundenpläne habe man noch nicht machen können, so Kummer. Nun springt eine Studentin für ein halbes Jahr ein.
Die pädagogische Hochschule Bern hilft
Bis Ende Juni haben sich bei der PH Bern 40 Schulen gemeldet. 50 Studierende im letzten Ausbildungsjahr sind interessiert an einem Einsatz in einer Schule, die noch Lehrkräfte sucht. «Das ist eine Übergangslösung», gibt Daniel Steiner von der PH Bern zu.
Die Studierenden würden aber gut betreut und könnten dazu Praxiserfahrung sammeln. Man könne also nicht von verheizen sprechen.
Und was macht die Erziehungsdirektion?
Der Lehrermangel war absehbar: Pensionierungen, geburtenstarke Jahrgänge, die in die Schule kommen und der Lehrplan 21. Und wie lange die Durststrecke noch dauert, ist nicht absehbar. Erwin Sommer vom Amt für Kindergarten und Volksschule sagt: «Lehrermangel gab es schon immer mal wieder. Und wenn es in der Wirtschaft gut läuft, ist es schwieriger Lehrkräfte zu finden.»
Mehr Lohn für die Lehrkräfte ist unbestritten.
Müsste man also bei den Rahmenbedingungen ansetzen? Stichwort Lohn: Es sei richtig, der Kanton Bern stehe im Vergleich mit anderen Kantonen nicht so gut da. Es sei unbestritten, dass die Lehrkräfte mehr Lohn bekommen sollten. Doch: «Die Politik, respektive die Kantonsfinanzen, bestimmen schliesslich, ob die Löhne angehoben werden.»
Zusätzlich zum Einsatz von PH-Studierenden versucht der Kanton Bern mit weiteren Massnahmen, die Lücken zu stopfen. Lehrkräfte können mehr als 100 Prozent arbeiten, wenn sie wollen und man versucht, Pensionierte zurück ins Schulzimmer zu holen. Zusätzlich werden Teilzeit-Lehrkräfte dazu animiert, das Pensum zu erhöhen.
(SRF1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06:32/17:30 Uhr; madb;kocm)