Das soll sich ändern an den Aargauer Schulen: Die Aargauer Regierung will die Stundentafeln an den neuen Deutschschweizer Lehrplan 21 anpassen. Das heisst für Kinder und Jugendliche im Aargau: Sie haben künftig mehr Schule, je nach Schulstufe zwischen 1 und 6 Pflichtlektionen pro Woche zusätzlich.
Auch inhaltliche Anpassungen sind vorgesehen: Mehr Staatskunde-Unterricht, Projektunterricht als Pflichtfach an der Oberstufe, mehr Fremdsprachen-Unterricht an der Realschule und so weiter.
Eine weitere wesentliche Änderung: Die Regierung will sich den nationalen Vorgaben bei den Fremdsprachen anpassen und Französisch neu bereits ab der 5. Klasse unterrichten lassen.
Das sagen Parteien und Verbände: Umstritten ist vor allem die höhere Zahl der Pflichtlektionen. Für die SVP zum Beispiel ist diese Anpassung generell überflüssig. «Aargauer Studierende an Fachhochschulen und Universitäten schneiden im Vergleich gut ab», schreibt die Partei. Mehr Schule sei also gar nicht nötig.
Auch viele andere Parteien wehren sich gegen die Anpassungen bei der Anzahl Lektionen, zum Beispiel SP, CVP, GLP, BDP und EVP. Sie haben aber einen anderen Grund: Die Regierung will die höhere Zahl der Lektionen nämlich kompensieren. Denn der neue Lehrplan soll nicht mehr kosten. Deshalb müsste im Gegenzug der Halbklassenunterricht gekürzt werden.
Die Unterrichtsbedingungen für Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen verschlechtern sich.
Es werden sogenannt «ungebundene Lektionen» gestrichen, sowohl in der Primarschule als auch an der Oberstufe. «Die Unterrichtsbedingungen für Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen verschlechtern sich», hält die SP dazu fest.
Die GLP bringt es zusammenfassend auf den Punkt: Es sei «illusorisch», dass der Regierungsrat ein so wichtiges Bildungsprojekt «kostenneutral durchsetzen» wolle. Nur SVP und FDP glauben wirklich daran, dass man diesen neuen Lehrplan ohne zusätzliche Kosten bei gleicher Qualität umsetzen kann. Allerdings befürchten die Freisinnigen zusätzliche Kosten für die Gemeinden – zum Beispiel in Sachen Schulraum.
Die FDP verlangt eine kostenneutrale Umsetzung für die Gemeinden.
Spezialproblem «Französisch-Unterricht»: Die meisten Parteien befürworten im Grundsatz den Französisch-Unterricht bereits ab der 5. Klasse. Allerdings führt auch diese Änderung noch nicht zu einer Harmonisierung in der ganzen Deutschschweiz, der «Kantönligeist» in diesem Bereich bleibt bestehen.
Im Nachbarkanton Solothurn zum Beispiel wird weiterhin Französisch als erste Fremdsprache gelehrt, also immer noch zwei Jahre früher als im Aargau. «Mittel- bis langfristig muss daraufhin gearbeitet werden, dass wenigstens im vierkantonalen Bildungsraum Nordwestschweiz eine einheitliche Sprachenpolitik verfolgt wird», mahnen Aargauer FDP und CVP deshalb.
So geht es weiter: Über die frühere Einführung des Französischen an der Primarschule muss im Herbst der Aargauer Grosse Rat noch entscheiden. Dafür ist nämlich ein Kredit von gut 3 Millionen Franken jährlich notwendig. Die anderen Anpassungen kann die Regierung selber einführen.
Geplant ist eine schrittweise Einführung des Lehrplans ab Sommer 2020. Bis dahin müssen zum Beispiel auch noch neue Lehrmittel erarbeitet werden, es braucht also Vorbereitungszeit.
(Sendebezug: SRF1, Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)