Eigentlich wären die linken Stadiongegner im Zürcher Stadtparlament in der Überzahl gewesen: Die SP stört sich an den beiden Hochhäusern mit den teuren Wohnungen, die als Renditeobjekt neben dem Stadion gebaut werden sollen. Stattdessen soll die Stadt dort gemeinnützige Wohnungen bauen – und ein Teil der Grünen und Alternativen Liste will gar kein Stadion mehr: Das Hardturm-Areal müsse als einer der letzten Freiräume der Stadt erhalten bleiben.
Seit den letzten Wahlen hätten die Linken genug Stimmen gehabt, um das Stadion bereits im Parlament zu versenken. Aber die Linken wollen nicht die Totengräber des Stadions sein. Deshalb stimmten sie im Parlament taktisch ab: Einige Sozialdemokraten stimmten gegen ihre Überzeugung Ja, damit die Stadion-Vorlage im Parlament durchkommt und der Weg frei wird für eine Volksabstimmung. Das Volk soll also das Stadion beerdigen, so die Hoffnung der Linken.
Zankapfel Schattenwurf
Und der Plan könnte aufgehen. Seit der letzten knappen Stadionabstimmung 2013 ist die Front der Stadionfreunde in Zürich sicher nicht grösser geworden. Viele Zürcherinnen und Zürcher sehen nicht ein, weshalb es überhaupt ein neues Stadion braucht, schliesslich spielen GC und FCZ seit zehn Jahren im Letzigrundstadion. Ausserdem haben die gewalttätigen Zürcher Hooligans nicht gerade zu einer Fussball-freundlichen Stimmung beigetragen. Und Anwohner im Quartier Höngg bekämpfen das Stadion, weil die geplanten Hochhäuser ihnen die Aussicht verschandeln. Deshalb dürfte es für das dritte Stadionprojekt an der Urne zumindest knapp werden.
Allerdings müsste ein erneutes Nein des Stadtzürcher Stimmvolks nicht zwingend das endgültige Ende der Stadionpläne bedeuten. Das Stadion wurde schon oft totgesagt, und dann gab es trotzdem wieder ein neues Projekt. Die Credit Suisse, der das Hardturmareal gehört, hat der Stadt bis 2035 Zeit gegeben, dort ein Stadion zu bauen. Rein theoretisch hätten die Zürcher Stadionfreunde also noch 17 Jahre Zeit für weitere Anläufe. Erst dann ist der Schlusspfiff.