Lino Guzzella hat genug. Nach sieben Jahren als Rektor, davon vier als Präsident der ETH Zürich, wolle er in seiner restlichen beruflichen Karriere wieder als Professor für Thermotronik an der Hochschule tätig sein. Dies lässt Guzzella via Medienstelle ausrichten. Interviews gibt er keine.
Der Präsident des ETH-Rats, Fritz Schiesser, findet für Lino Guzzellas Wirken nur lobende Worte. Er habe die ETH Zürich weitergebracht mit Spitzenforschung, Top-Lehrangebot und innovativem Technologietransfer.
Doch das gute Image der ETH und von Präsident Lino Guzzella hat in den letzten Monaten gelitten. Der 60-jährige soll von diversen Mobbingvorfällen seit Jahren gewusst haben.
Ausserdem wurde erst letzte Woche eine Studie der Akademischen Vereinigung des Mittelbaus der ETH Zürich AVETH über die Qualität der Doktorandenbetreuung an der Hochschule publiziert. Darin gaben 24 Prozent der Doktoranden an, dass sie das Gefühl haben, ihr Professor habe bereits einmal seine Machtposition missbraucht. Fritz Schiesser bestreitet, dass der Rücktritt mit den Mobbing-Vorfällen und der veröffentlichten Studie zu tun hat.
Lob von den Doktoranden für Lino Guzzella
Auch bei AVETH selber will man nichts Negatives über den abtretenden ETH-Präsidenten sagen. Im Gegenteil: Lino Guzzella sei ein wichtiger Partner gewesen und habe die Doktoranden-Umfrage unterstützt, sagt AVETH-Präsident Martin Roszkowski. Er hofft aber, dass die Nachfolge einen Kulturwandel in der Betreuung anstrebt.
Die ETH macht sich nun auf die Suche nach einem neuen Präsidenten. Dazu hat der ETH-Rat eine Arbeitsgruppe gebildet. Die Wahl von Lino Guzzellas Nachfolgerin oder Nachfolger erfolgt durch den Bundesrat, auf Antrag des ETH-Rats.