Deutschland zieht sie an. Im September 2019 wurde die Berner Satirikerin Lisa Catena mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet. Vorher schon gewann sie mit dem «Stuttgarter Besen in Silber» (2017) und dem Münchner «Kabarett Kaktus» (2015) Auszeichnungen in Deutschland. Die 40-jährige Künstlerin ist gegenwärtig oft auf deutschen Bühnen zu sehen.
SRF News: Wie gewinnt man das deutsche Publikum für sich?
Lisa Catena: Ich glaube auf die gleiche Weise, wie man das Schweizer Publikum für sich einnehmen kann. Ich denke, Humor verläuft nicht entlang einer Landesgrenze, sondern entlang einer Geschmacksgrenze.
Was man doppelt hart erarbeiten muss, ist der Respekt
Als Schweizerin hat man aber den grossen Vorteil, dass man uns als grundsätzlich sympathisch wahrnimmt. Wir profitieren vom Jö-Faktor. Was man doppelt hart erarbeiten muss, ist der Respekt.
Man muss also dem deutschen Publikum nichts Besonderes bieten? Immerhin spielen sie in Deutschland ein anderes Programm als in der Schweiz.
Die Deutschen interessieren sich hinten und vorne nicht für Schweizer Politik. Was ich mache ist, die Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland aufzuzeigen. Es ist mir aber wichtig, dass ich in Deutschland nicht in erster Linie als die Schweizerin, sondern als Teil der deutschen Szene wahrgenommen werde.
Wie schaffen Sie das?
Ich verfolge zum einen, was in deutschen Medien berichtet wird. Und ich versuche aber auch herauszufinden, was die Deutschen wirklich interessiert.
Mich interessiert vor allem die Frage: was kann Satire?
Ich bin also im Land unterwegs, unter den Leuten, gehe einkaufen und höre mich um. Da fällt mir zum Beispiel auf, dass die Armut in Deutschland präsenter ist, als in der Schweiz.
Weshalb haben Sie eigentlich Deutschland im Auge?
Deutschland war für mich von Anfang an das Eldorado. Wenn man Tennis spielt, träumt man ja auch immer davon in Wimbledon zu spielen. Wenn man Kabarett macht, möchte man halt auch einmal in den grossen Kabarett-Sendungen im Fernsehen stattfinden.
Mit Humor kann man schwierige Themen besser annehmen
Und in Deutschland pflegt man auch die Kultur des politischen Kabaretts, die mich sehr interessiert.
Als Satirikerin zeigen sie dem Publikum den Mahnfinger. Wollen Sie die Welt verändern?
Mich interessiert vor allem die Frage: was kann Satire? Meistens sind ja bei Kabarett-Programmen diejenigen, die auf der Bühne stehen und jene, die im Publikum sitzen, politisch ungefähr auf der gleichen Linie. Deshalb muss sich das Kabarett immer den Vorwurf gefallen lassen, man mache «Predigten vor Bekehrten». Ich finde, man kann Themen, die schwierig sind, mit Humor einfach auch besser annehmen. Wenn es gelingt, gerade bei schwierigen Ereignissen, eine kleine Distanz aufzubauen – eben mit Humor – geht es uns besser.
Das Gespräch führte Michael Sahli.