Der Kanton Luzern betritt im Gesundheitswesen Neuland. Als erster Kanton in der Schweiz setzt er voll auf das Prinzip «ambulant vor stationär». 13 Routineoperationen – wie zum Beispiel eine Kniespiegelung oder eine Leistenbruchoperation – werden ab dem 1. Juli in der Regel nur noch ambulant durchgeführt.
Mit diesem Schritt will der Kanton Luzern Kosten sparen. Die Regierung geht von rund drei Millionen Franken aus. Ein ambulanter Eingriff ist nämlich rund zwei- bis dreimal günstiger als eine stationäre Behandlung.
Die Einführung solcher Listen ist jedoch umstritten. Skeptisch sind zum Beispiel die Krankenkassen. «Diese Liste hat den Beigeschmack, dass der Kanton einfach Kosten verlagern will», sagt Pius Zängerle, Direktor des Krankenversicherer-Verbandes curafutura. Mehr ambulante Behandlungen könnten zu höheren Krankenkassenprämien führen.
Die Kantone profitieren nämlich von der Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen. Im Gegensatz zu den stationären Eingriffen – bei denen die Kantone mindestens 55 Prozent der Kosten übernehmen – bezahlen sie bei ambulanten Operationen nichts.
Sonst gibt es einen Wildwuchs, der nicht gut ist für Patientinnen und Patienten.
Man sei nicht grundsätzlich gegen solche Listen, sagt Pius Zängerle. Es müsse aber eine gewisse Koordination geben zwischen den Kantonen. «Sonst gibt es einen Wildwuchs, der nicht gut ist für Patientinnen und Patienten.» Gerade in der Zentralschweiz habe es eine kleinräumige Gesundheitsversorgungs-Landschaft.
Eine gute Koordination ist auch das Anliegen von Martin Pfister, Zuger Regierungsrat und Präsident der Zentralschweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz. Dass jetzt Luzern einen Versuch startet, findet Martin Pfister eine gute Sache: «Die Kantone müssen sich gerade im Gesundheitswesen als Versuchslabore hervortun.»
Die Zentralschweizer Gesundheitsdirektoren seien miteinander in Kontakt, und Luzern gebe seine Erfahrungen auch weiter. Andere Kantone würden bald nachziehen. «Einige sind bereits daran, und auch wir in Zug arbeiten bereits ein Jahr an diesen Listen im Rahmen des Sparpakets», so Martin Pfister.
Die Stimme des Patienten wird also sicherlich gehört.
Bei der Patientenstelle Zentralschweiz will man die Einführung dieser Liste genau beobachten. «Ich finde es wichtig, dass man jetzt einmal abwartet und nicht gleich urteilt», sagt Leiterin Barbara Callisaya.
Die Patientenstelle ist auch in der Gruppe vertreten, die das Projekt in der Anfangsphase begleitet und eingreift, falls etwas nicht wunschgemäss laufen sollte. «Die Stimme des Patienten wird also sicherlich gehört», so Barbara Callisaya.
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr