Kein Flugzeug ist zu hören am Pistenrand des Zürcher Flughafens. Stattdessen: Vogelgezwitscher. Urs Müller startet den Motor seines gelben Kontrollfahrzeugs, Funkname Gusti 3, und steuert es in Richtung Piste. «So etwas habe ich noch nie erlebt - und so geht es wohl allen auf dem Flughafen momentan», sagt der Flugplatzleiter. Aber er wolle positiv bleiben, diese Krise müsse irgendwann vorbei sein.
Seit 20 Jahren macht der Mann mit Krawatte und neongelber Weste diesen Job. Und wenn auch kaum ein Flugzeug startet oder landet in diesen Tagen, sind Urs Müller und sein Team von der Airport Authority im Einsatz. Der Betrieb auf dem Flughafen Zürich gehört zur Grundversorgung und wird aufrecht erhalten, auch wenn das Fluggeschäft still steht.
Langeweile statt Hochspannung im Tower
Auch im Kontrollturm wird gearbeitet. Vorfeldlotsin Sabrina Weiss sitzt vor Bildschirmen, auf denen sich kaum etwas bewegt. «Im Moment ist es frustrierend, weil gar nichts läuft», sagt sie über ihre Arbeit, «der Flughafen ist eher wie eine Geisterstadt.» Normalerweise herrscht in dem Büro der Apron Control Hochspannung: Auf die Lotsen, welche die Flugzeuge sicher von der Piste zum Standplatz weisen, prasseln Funksprüche und Anrufe ein.
Jetzt kämpfen Sabrina Weiss und ihre Kollegen mit Langeweile. Wie schlecht es um die weltweite Wirtschaft steht, könne er Zuhause im Garten auch einmal ausblenden, sagt einer der Lotsen. Aber die Stille und Leere hier am Flughafen mache für ihn die Krise greifbar. Die anderen Lotsen nicken.
Eine Handvoll Passagiere will nach Helsinki
Derzeit sind nur noch die Terminals A und B in Betrieb. Überall gähnende Leere: dunkle Bildschirme, geschlossene Läden, leere Stühle. Vor einem Gate eine Handvoll Passagiere, sie warten auf das Boarding ihres Fluges nach Helsinki, einer von sieben Abflügen an diesem Tag. An normalen Tagen gibt es am Zürcher Flughafen um die 700 Flugbewegungen.
Auch in der weiten Halle des Check In 1 ist kaum jemand zu sehen. Terminal Manager Roger Bannwart, auch er arbeitet seit vielen Jahren am Flugplatz, deutet auf die Absperrbänder vor den leeren Schaltern und sagt: «Eigentlich müsste hier jetzt, zur Ferienzeit, alles voll sein mit Passagieren.» Manchmal müsse er sich kneifen um zu verstehen, dass es wirklich wahr sei.
An normalen Tagen sorgt die Swiss für über 60 Prozent des Passagiervolumens am Flughafen Zürich. Thomas Frick ist in der Geschäftsleitung der Fluggesellschaft und Swiss-Pilot. Die 1400 Pilotinnen und Piloten müssten eigentlich monatlich starten und landen, um ihre Zulassung zu behalten, erklärt Frick. «Dank neuer Lockerungen können wir das wieder im Simulator trainieren, das hilft uns wahnsinnig.» So wolle die Swiss sicherstellen, dass sie ihre Piloten einsetzen kann, wenn wieder mehr geflogen wird.