Bei «La Traviata» und «Falstaff» stellte Benedikt von Peter einzig die Hauptprotagonisten auf die Bühne. Bei der Oper «Don Giovanni» macht er das Gegenteil: Er verbannt den berühmten Verführer ins Dunkle hinter eine schwarze Leinwand und lässt ihn für das Publikum unsichtbar werden.
Auch die anderen Sängerinnen und Sänger agieren mehrheitlich im Dunkeln. Dank einer Infrarotkamera werden sie jedoch auf einer überlebensgrossen Leinwand sichtbar. Der Kameramann nimmt dabei stets die Sicht des Don Giovanni an. Damit sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer die Welt aus seinem Blickwinkel.
Bestechende Idee, die sich erschöpft
Die Inszenierung Benedikt von Peters ist im ersten Moment packend. Die grossen schwarz-weissen Kamerabilder, Sängerinnen und Sänger, die man hört aber nur auf der Leinwand sieht, erzeugen einen ganz eigenen Sog. Allerdings verblasst dieser Reiz, die Bilder ähneln sich über die ganze Vorstellung hindurch.
Obwohl die Projektionen riesig sind, erzeugt die Leinwand eine Distanz. Die Bilder wirken blass und ohne Konturen, alles bleibt kühl. Wo Leidenschaft aufkommen sollte, bleibt die Zuschauerin erstaunlich unberührt.
Die stärksten Momente vor der Leinwand
Die stärksten Szenen vermittelt die Inszenierung, wenn die Protagonisten vor der Leinwand sichtbar sind. Wenn beispielsweise Leporello, hervorragend gesungen und gespielt von Vuyani Mlinde, am Bühnenrand, nah am Publikum spielt und singt.
Benedikt von Peter hat diese Inszenierung von «Don Giovanni» bereits 2014 in Hannover gezeigt. Seine Idee, das Publikum Don Giovannis Blickwinkel einnehmen zu lassen, besticht. Als einzige Idee einer Inszenierung ist dies trotzdem etwas zu wenig. Überraschungen fehlen - die Idee erschöpft sich.
Trotzdem: Wie das Ensemble mehrheitlich im Dunkeln agiert, mit der Kamera spielt, gleichzeitig der Musik folgt und singt, ist eine Herausforderung, welche die Sängerinnen und Sänger und das Luzerner Theater mit Bravour meistern.
SRF1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr