Die Fassade der Berner Gurtenbahn, die Innengestaltung der Café Bar Mokka in Thun oder das Plakat zum 250. Jubiläum der Bieler Stadtbibliothek: Die Handschrift von Isabelle Laubscher und Marcel Sollberger alias M.S. Bastian und Isabelle L. ist in der ganzen Schweiz zu sehen. Ihre Arbeiten, die sich zwischen Kunst und Comic bewegen, weichen die Grenzen des traditionellen Kunstbegriffs auf.
SRF News: Sie haben sich 1984 an der Schule für Gestaltung in Biel kennengelernt. Privat und künstlerisch wurden Sie aber erst später ein Paar. Wie haben Sie zusammengefunden?
Marcel Sollberger: Ich habe damals Kunst für mich gemacht, Isabelle hat in Werbeagenturen gearbeitet. Dann gab es erste gemeinsame Projekte, etwa ein Trickfilm für die Basler Schul- und Zahnklinik. Und da haben wir gemerkt, dass die Zusammenarbeit funktioniert, wir gingen uns nie auf die Nerven.
Eine Welt plus eine andere Welt gibt ganz verschiedene Welten.
Isabel Laubscher: Wir hatten das Gefühl, dass zusammen neue Welten aufgingen. Aus einer Welt plus einer anderen Welt wurden ganz verschiedene Welten. Aber wir wussten auch, dass ein gewisses Klumpenrisiko besteht, wenn man alles auf eine Karte setzt: Beziehung, Wohnung und Arbeit.
Nun leben Sie seit mehr als 15 Jahren zusammen. Man kann sich kaum vorstellen, dass Ihr euch nie auf die Nerven geht. Was sind Ihre Strategien?
Isabelle Laubscher (lacht): Ich kann kein Rezept weitergeben. Es ist aber nicht so, dass ich das Gefühl habe, wir gehen ständig Kompromisse ein. Es funktioniert einfach.
Wir werden auch von Paartherapeuten gelöchert.
Marcel Sollberger: Es ist wirklich unglaublich. Unter unseren Sammlerinnen und Sammlern gibt es auch Paartherapeuten und wir werden oft von ihnen gelöchert; sie wollen wissen, wie wir das machen. Vielleicht sind wir die perfekte Symbiose oder haben einfach Glück.
Ein Einblick in das Schaffen von M.S. Bastian und Isabelle L.
Stellen wir uns vor, Sie beginnen eine neue Wandmalerei. Wer setzt den ersten Pinselstrich?
Marcel Sollberger: Da gibt es keine festen Abmachungen. Ich denke, wir arbeiten nicht anders als beispielsweise ein Bauer und eine Bäuerin. Auch die arbeiten 200 Prozent gemeinsam. Das ist bei uns nicht anders. Oft arbeiten wir jedoch an mehreren Werken. Das heisst, jemand beginnt an einem Bild und das wird dann von der anderen Person fortgesetzt. Fertig ist ein Werk erst, wenn wir beide unterschrieben haben.
Fertig ist ein Werk erst, wenn wir beide unterschrieben haben.
Isabelle Laubscher: Wir mussten aber auch Wege finden, um miteinander zu arbeiten. Aus diesem Grund haben wir ein Vetorecht eingeführt. Das heisst, jeder von uns kann – mehr oder weniger begründet – ein Veto einlegen, bevor ein Bild fertig ist.
Das Gespräch führte Leonie Marti.