Der sogenannte Mäuseturm befindet sich auf dem Grund des Bodensees rund 240 Meter vor dem Hafen Güttingen. Dabei handelt es sich um ein 15 mal 15 Meter grosses Geviert aus massiven Eichenpfählen und Schwellhölzern. Seit rund drei Jahren untersuchten Mitarbeitende des Thurgauer Amts für Archäologie jeweils von Februar bis Mai die Fundstätte.
Nun wurde das Geheimnis des Mäuseturms gelüftet: Der Turm stammt aus dem Mittelalter und war bewohnt. In der Umgebung konnten von Taucharchäologen auch spätbronzezeitliche Pfahlbausiedlungen und Befunde aus der Römerzeit nachgewiesen werden.
2300 Hölzer vermessen
Wie das Thurgauer Amt für Archäologie mitteilt, stammt die Konstruktion aus dem 11. Jahrhundert. Sie war von mehreren Palisaden umgeben. Funde von mittelalterlichen Gefässen bezeugen, dass der Turm bewohnt war. «Besondere Objekte wie ein Silberglöckchen mit vier Menschenköpfen, das vermutlich in liturgischem Zusammenhang verwendet worden ist, unterstreichen die Bedeutung der Anlage, um die sich Sagen ranken», heisst es in der Mitteilung.
Bei den Arbeiten entdeckten die Taucherinnen und Taucher in der Umgebung des Mäuseturms ein 1,5 Hektar grosses Pfahlfeld. Während den bisherigen Untersuchungen wurden über 2300 Hölzer vermessen und analysiert. Sie stammen von spätbronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen, aus der Zeit von etwa 1100 und 930 vor Christus.
Weiteres Pfahlfeld entdeckt
In etwa 200 Meter Distanz zum Mäuseturm lokalisierten die Taucher ein weiteres Pfahlfeld mit Hölzern aus der Römerzeit. Auch einige der Pfähle im Bereich des Mäuseturms datieren vom 2./3. Jahrhundert nach Christus. Von der Nutzung der Untiefe in der Römerzeit zeugen auch Gefässscherben und Ziegelfragmente.
Die taucharchäologischen Arbeiten beim Mäuseturm wurden nun vorläufig beendet, heisst es beim Kanton Thurgau. Die bisherigen Ergebnisse würden zeigen, dass auch auf grosse Distanz zum heutigen Bodenseeufer mit Fundstellen gerechnet werden kann. Es müsse daher das Ziel sein, weitere solche Fundstellen zu finden.