«00.45 Uhr – An Schlaf ist nicht zu denken, die Zelle ist immer noch total überhitzt, geschätzte 40° (...) Ich bin nass wie in einer Sauna (...) Diese unmenschlichen Missstände erfüllen den Tatbestand der Folter.» Dies schreibt ein Insasse des Waaghofs Ende Juni an die Gefängnisleitung und bittet um Abhilfe. Den Brief schickt er auch an «Schweiz aktuell».
An Schlaf ist nicht zu denken, die Zelle ist immer noch total überhitzt, geschätzte 40° (...) Ich bin nass wie in einer Sauna.
Lukas Huber, Leiter Justizvollzug des Kantons Basel-Stadt, ist sich dem Thema bewusst. «Das Problem sind weniger die Maximaltemperaturen, sondern dass durch die geringe Luftzirkulation die Temperatur in den Nächten praktisch nicht mehr zurückgeht, und gleichzeitig durch die Luftfeuchtigkeit auch stickige Luft entsteht, die als sehr unangenehm empfunden wird.»
Verschiedene Dinge bereits versucht
Schon im Sommer 2018 beschwerten sich mehrere Insassen und forderten Massnahmen gegen die Hitze. Die Gefängnisleitung hat solche auch versprochen und diverse Dinge versucht. So wurden etwa Belüftungsschlitze in Zellen-Türen eingebaut und die Lüftungsanlage stärker eingestellt.
«Das hat minimal etwas gebracht, aber nicht den gewünschten Effekt», sagt Lukas Huber. Und vor allem: «Diese Massnahme hat auch negative Auswirkungen gehabt, es ist nämlich sehr lärmig geworden, weil die Maschinen auf Hochtouren gelaufen sind.»
Sanierung ab 2020
Darum habe man nun entschieden, den Waaghof zu sanieren. Für 5.5 Millionen Franken soll es eine neue Belüftungsanlage geben, samt neuen Schächten und Leitungen, erklärt Lukas Huber. Das sei ein grösseres Projekt: «Wenn die Zustimmung der Regierungsrates vorliegt, werden wir im nächsten Jahr mit diesen Arbeiten beginnen.» Huber hofft, die Anlage in zwei Jahren in Betrieb nehmen zu können.
03.30 Uhr – Mit tropfendem Kopf und schweissnassem Körper liege ich auf dem stinkenden Leintuch. (...) Ich beantrage daher als Sofortmassnahme Ventilatoren an die Insassen abzugeben.
Der Insasse, der sich beschwert hat, wünscht sich allerdings deutlich schneller Abhilfe, wie er im Brief schreibt: «03.30 Uhr – Mit tropfendem Kopf und schweissnassem Körper liege ich auf dem stinkenden Leintuch. In der Zelle herrscht nach wie vor Glutofen-Hitze. (...) Ich beantrage daher – analog letztes Jahr – als Sofortmassnahme Ventilatoren an die Insassen abzugeben.»
Gesuch nach Ventilatoren abgelehnt
Dieser Wunsch wird aber nicht erfüllt. Denn Ventilatoren würden aus sicherheitstechnischen Gründen nicht verteilt, sagt Lukas Huber: «Diese haben einen Motor, und damit kann man etwa verschiedene Werkzeuge bauen – also Sachen, die nicht erwünscht sind in Untersuchungshaft.»
Die Insassen im Waaghof können darum nur hoffen, dass es – bis die neue Anlage in Betrieb ist – keine Hitzewellen mehr gibt.