Das starke Schmerzmittel Morphium gehört dazu. Das ADHS-Medikament Ritalin auch. Beide sind Betäubungsmittel und werden vom Arzt, der Ärztin verschrieben. Und beide werden jedes Jahr tonnenweise verbrannt. Denn: Laut dem Schweizer Betäubungsmittelgesetz müssen abgelaufene Betäubungsmittel entsorgt werden. Das ist Sache der Kantone, respektive der Kantonsapotheker.
Vom Postpaket bis zum Lieferwagen
In Bern also von Samuel Steiner – er ist Berner Kantonsapotheker. Jahr für Jahr führt er Tonnen von zum Teil ungeöffneten Medikamenten in die Kehrichtverbrennung. Die Betäubungsmittel schicken ihm die Apotheken per Post zu.
Grössere Mengen Betäubungsmittel muss er mit dem Lieferwagen bei der Pharmaindustrie oder bei Pharmagrossisten abholen. Im Kanton Bern sind es rund 7 Tonnen Betäubungsmittel, die so jährlich entsorgt werden müssen. Das zeigen Erhebungen, die SRF vorliegen.
Wie sieht es im Rest der Schweiz aus?
Die Menge der entsorgten Medikamente und Betäubungsmittel variiert je nach Kanton stark. Einige Kantone entsorgen zudem auch Betäubungsmittel der Pharmaindustrie, diese sind in der Grafik allerdings nicht berücksichtigt.
In den Zahlen der Grafik enthalten sind ausschliesslich die Betäubungsmittel, die die Kantonsapothekerämter von Apotheken erhalten. Die Zahlen aus Bern sind mengenmässig mit den anderen Kantonen nicht vergleichbar, da in Bern auch die Betäubungsmittel aus der Industrie eingerechnet sind.
So viel Geld landet im Feuer
Der Berner Kantonsapotheker Samuel Steiner wollte es aber noch genauer wissen. Sein Amt ermittelte den Wert der Betäubungsmittel pro Kilogramm. Die Medikamente kosteten im Verkauf zwischen 600 und 1000 Franken.
Errechnet man mit diesem Kilopreis den Wert der Medikamente aus den anderen Kantonen, dann kommt man auf die Zahlen, die in der Grafik dargestellt sind. In Bern schätzt der Kantonsapotheker den Wert auf zwischen 4 und 7 Millionen Franken.
Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse schätzt auf Anfrage des «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis», dass jährlich in der Schweiz Medikamente im Wert von ungefähr 800 Millionen Franken im Abfall landen. Medikamente, die der Arzt oder die Ärztin verschrieben haben und zu einem grossen Teil die Krankenkassen bezahlen. Die Betäubungsmittel sind also nur die Spitze des Eisbergs.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr; kocm;liec)