Auf dem Kornhausplatz hat die Cuba-Bar eine zusätzliche Sitzreihe aufgestellt, in Richtung der Tramgleise. Marc Heeb von der Berner Gewerbepolizei beäugt die Passage, die für ein Feuerwehrauto noch bleibt. Zu eng, sein Fazit. Der Wirt muss seine neue Tischreihe etwas verrücken. «Aber sonst ist hier alles in Ordnung», sagt der Leiter von Gewerbepolizei und Polizeiinspektorat in der Stadt Bern.
Stadt Bern als Vorreiterin
Die Stadt Bern gibt sich kulant, was die Aussenbestuhlung der Restaurants betrifft. Sie war eine der ersten Städte, die den Restaurants mehr Aussenfläche zugestand. Sogar die Gebühren dafür erlässt sie in den ersten Wochen. Unterdessen sind weitere Städte gefolgt. Auch Thun und Biel bieten den Gastronomen zusätzliche Fläche an, um trotz Corona-Regeln einigermassen gut wirtschaften zu können.
Ohne die zusätzliche Fläche hätten wir die Gartenbeiz wohl gar nicht geöffnet
So auch im Ringgi-Pärkli. Hier stehen Stühle und Tische neuerdings rund um das Denkmal für Rudolf von Erlach herum. Ohne die zusätzliche Fläche hätte sie die Gartenbeiz wohl nicht geöffnet, sagt Nicole Hässler, Geschäftsleiterin im Restaurant Ringgenberg. Zu gross wäre der Aufwand gewesen. 60 Plätze zählt sie jetzt im Pärkli. Letztes Jahr waren es 100.
Die Berner Restaurants seien froh um das unbürokratische Angebot, sagt Tobias Burkhalter. Auch er hat erweitert. Die Schmiedstube reicht neuerdings weit in den Schmiedenplatz hinein. Geben die Gastronomen diese Fläche dereinst wieder her? «Irgendwann wird sich alles normalisieren. Das wird aber nicht heute und morgen sein. Ich denke, dass wir diese Saison mal so fahren und dann weiterschauen.»
Sowieso will die Stadt Bern eher noch weitere Flächen erschliessen statt bereits zurückbuchstabieren. Weil alle Gastronomen sollen ähnliche Chancen haben, sagt Gemeinderat Reto Nause. Man werde in einem zweiten Schritt schauen, dass den Restaurants ohne Aussenbereich eine Ersatzfläche angeboten werden kann. Dabei gehe es zum Beispiel um den Münsterplatz, oder auch den Bundesplatz.
Wir wollem Restaurants ohne Aussenbereich eine Ersatzfläche anbieten.
Der Bundesplatz als Beiz? Bei Stadträtin Eva Krattiger von der Jungen Alternative weckt das nicht nur gute Gefühle. Zwar habe sie Verständnis für die Gastronomen und deren Lage. Aber: «Der öffentliche Raum kann nicht von allen gleichzeitig genutzt werden.»
Genug Freiräume?
Entweder sei der Raum zum Verweilen oder Picknick da, oder er werde bewirtschaftet. Und: «Uns ist es ein Anliegen, dass der öffentliche Raum öffentlich bleibt.» Sicherheitsdirektor Reto Nause kontert, man habe ja viele Parks geöffnet, parallel zu den Beizen. «Die Freiräume sind da.»
Der öffentliche Raum soll öffentlich bleiben.
Klar ist: Die Nachfrage nach Aussenräumen ist bei den Gastronomen gross. Die Gewerbepolizei hat bereits weit über 100 Betriebe und deren Erweiterungsideen angeschaut. Konflikte gebe es erstaunlich wenig, sagt Marc Heeb: «Hie und da geht es um einen öffentlichen Parkplatz, wo jetzt Stühle darauf stehen. Oder mehrere Beizen wollen dieselbe Fläche.» Meistens lösten die Beteiligten die Probleme aber selbst.