- Die Zürcher Kirchensynode hat den bisherigen Kirchenratspäsidenten Michel Müller nach langer Debatte für eine weitere Amtsperiode gewählt.
- Müller lag dabei nur gerade acht Stimmen über dem absoluten Mehr. Viele Stimmen gingen an seine Herausforderer und an vereinzelte Personen.
- Angesichts der hohen Wellen, die Müllers umstrittene Wiederwahl in den Medien geworfen hatte, verlief die Debatte überraschend ruhig.
- Müller war für seinen forschen Führungsstil kritisiert worden, dies insbesondere bei der Umsetzung der Zürcher Kirchgemeindereform.
SRF: Michel Müller, Sie sind wiedergewählt, allerdings nicht gerade mit einem Glanzresultat. Was sagen Sie dazu?
Michel Müller: Es ist gerade richtig so. Angesichts der Veränderungen in den letzten Jahren ist klar, dass rundum nicht nur Begeisterung herrscht. Es gehört dazu, bei Schwierigkeiten den Kopf hinhalten zu müssen. Aber die ungefähr 60 Prozent aller Stimmen sind ein würdiges und solides Resultat, auf dem man auch für die Zukunft aufbauen kann.
Sie sassen während der Ratsdebatte auf der Tribüne. Haben Sie um Ihre Wiederwahl gezittert?
Nein. Ich kannte die Stellungnahmen der beiden grössten Fraktionen. Ich ging deshalb klar davon aus, dass es auf jeden Fall für die Wiederwahl reichen würde. Die Frage war mehr, ob einzelne Voten mein Amt schädigen würden. Aber die Debatte blieb im Grossen und Ganzen fair und demokratisch.
Es hiess, sie würden zu forsch vorgehen und ein Klima der Angst schüren. Wie gehen sie nun mit diesen Vorwürfen um?
Ich bin mir schon bewusst, dass ich Parlament und Rat stets zu Entscheidungen bringen, Lösungen finden und diese umsetzen möchte. Ich finde aber nicht, dass wir ein schlechtes Klima haben. Man ist frei, und es gehört zum Protestantismus, mutig zu sein. Angst gehört nicht zum Protestantismus. Ich frage mich nach jeder Sitzung, ob mein Ton der richtige war oder ob ich etwas verändern sollte. Diese Aufgabe bleibt, und das ist auch richtig so. Und jetzt bin ich erst recht motiviert, es weiterhin zu tun.
Das Gespräch führte «Regionaljournal»-Redaktorin Nadine Markwalder.